Berühmte Hallenser
Bethcke, Ludwig
Ehrenbürger Ludwig Bethcke war ein weitsichtiger Bankier während der Industrialisierung
Ludwig Bethcke stammte aus Neu-Ruppin, wo er am 2. November 1829 zur Welt kam. Er lernte in einem Warenhaus in Wittstock den Beruf eines Handlungsgehilfen. Im Sommer 1851 wechselte er nach Halle, da er eine Anstellung in dem 1788 gegründeten Bankhaus H. F. Lehmann gefunden hatte. Hier wurde er bald mit der Prokura betraut, um dann später, während der Jahre 1875 bis 1905, Gesellschafter dieser einflussreichen Bank zu werden. Am 16. August 1857 hatte sich Bethcke mit Emilie Lehmann, der ältesten Tochter seines Seniorchefs Ludwig Lehmann, vermählt. Bethcke war ein fleißiger und weitsichtiger Bankier, der die Bedeutung der industriellen Entwicklung für den mitteldeutschen Wirtschaftsraum klar erkannte. Er gehörte deshalb zahlreichen Vorständen und Aufsichtsräten bedeutender Unternehmen an, so bei der Zuckerraffinerie Halle und der Kröllwitzer Papierfabrik. Der Bankier war u.a. Mitglied des Bezirks-Eisenbahnrats in Berlin, gehörte zum Vorstand der Halleschen Handelskammer und zum ständigen Ausschuss des Deutschen Handelstages. Seine engste Verbundenheit mit unserer Stadt bezeugt die Tatsache, dass er mit kurzen Unterbrechungen 38 Jahre der Versammlung der Stadtverordneten angehörte und lange als ihr Vorsteher fungierte.
Am 17. November 1904 teilte der geheime Kommerzienrat und Bankier Ludwig Bethcke dem städtischen Gremium mit, dass er wegen seines schlechten Gesundheitszustandes sein Mandat als Stadtverordneter niederlege. In seinem Schreiben heißt es: „Daß mir meine aus solcher Betrachtung hervorgegangene Entschließung recht schwer geworden ist, will ich bei meinem Rücktritt von einer mir zu aller Zeit lieb und werth gewesenen Mitarbeit nicht unausgesprochen lassen. Mein Zurücktreten von dieser Mitarbeit wird mich aber nicht daran hindern, das weitere Aufblühen und Gedeihen der mir lieb gewordenen Stadt Halle auch in Zukunft mit regem Interesse zu verfolgen.“ (StAH, Ehrenbürgerrecht Bd. 2 Bl. 76).
Oberbürgermeister Gustav Staude schlug aus diesem Anlass vor, Bethcke das Ehrenbürgerrecht der Stadt Halle zu verleihen. In seiner Begründung betont Staude: „Die geehrte Versammlung kennt die hohen Verdienste, welcher der Genannte sich seit Januar 1871 in der Finanzkommission in unserer Stadt erworben hat; nahezu 24 Jahre war er Vorsteher dieser Körperschaft, welche unter seiner Leitung eine überaus nützliche Bedeutung für die Verwaltung und gedeihliche Entwicklung unseres Gemeinwesens erlangt hat. Besonders hoch schätzen wir auch die langjährige Wirksamkeit des Herrn Geheimrat Bethcke in dem Kuratorium der Paul-Riebeck-Stiftung sowie seine hochverständige, stets bereitwillige Mitarbeit in der Kämmereikommission und in manchen anderen wichtigen Verwaltungszweigen“ (Ebd. Bl. 76 f.).
Das Ehepaar Bethcke legte in seinem Testament fest, dass das herrlich gelegene Wohngrundstück in der Burgstraße 45 als schuldenfreier Besitz in das Eigentum der Stadt Halle überging und großzügig dotiert wurde. Die Bethcke-Lehmann-Stiftung nahm später die Frauenschule auf. Die Ehrenbürgerurkunde, ausgestellt am 28. November 1904, rühmt seine Leistungen im Dienste der Stadt und seinen hervorragenden Gemeinsinn. Ehrenbürger und Geheimer Kommerzienrat Ludwig Bethcke starb am 4. Februar 1911 im 82. Lebensjahr.
Beruf/Funktion: Bankier, Kommerzienrat, Stadtverordneter
Verleihung der Ehrenbürgerschaft: 1904
Geburtsdatum: 02.11.1829
Geburtsort: Neu-Ruppin
Sterbedatum: 04.02.1911
Ort der Beisetzung: Halle, Nordfriedhof