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    Genscher, Hans-Dietrich

    Hans-Dietrich Genscher war einer der "Architekten der deutschen Einheit" und ein Förderer seiner Geburtstadt Halle

    Geboren am 21. März 1927 in der Gemeinde Reideburg, besuchte Kurt Hans-Dietrich Genscher die Johannes-Volksschule und das Reformrealgymnasium in Halle. Nach bitterer Kriegserfahrung als Luftwaffenhelfer ab 1943 und britischer Gefangenschaft konnte er nach abgelegtem Abitur 1946 ein Studium in Jura und Volkswirtschaft an der Martin-Luther-Universität aufnehmen, nach dessen Abschluss er 1952 eine Stellung als Gerichtsreferendar antrat. Aus diesen Jahren datiert Genschers politisches Engagement, das ihn 1946 in die LDPD führte und im August 1952 zur Übersiedlung nach Bremen veranlasste, die jedoch seine Verbundenheit mit Halle und der mitteldeutschen Region nie abreißen ließ.

    Neben seine Tätigkeit als Rechtsanwalt ab 1954 trat seit 1956 nun die politische Arbeit in Bonn für die FDP. 1965 wurde Genscher in den Bundestag gewählt, 1968 stellvertretender Parteivorsitzender und von 1974 bis 1985 Vorsitzender der Liberalen. Im Jahre 1969 erfolgte der Eintritt in das neue Kabinett Brandt-Scheel als Innenminister in der Koalition aus SPD und FDP. Dies bildete den Auftakt eines 23-jährigen fruchtbaren Wirkens als Mitglied der Bundesregierung, seit 1974 als Außenminister und Vizekanzler. Der von Genscher hier in der Nachfolge der Brandt'schen Ostpolitik betriebene Kurs des Ausgleichs zwischen den Blöcken, von seinen Gegnern auch in kritischer Absicht als „Genscherismus“ bezeichnet, baute ein Vertrauenspotenzial und persönliches Ansehen auf diplomatischem Parkett auf, das in den Monaten der politischen Wende in der DDR und Osteuropa wesentlich zu Genschers politischen Erfolgen bei der Gestaltung der deutschen Vereinigung im Rahmen der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen zwischen den beiden deutschen Staaten und den vier Mächten beitrug. Der am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnete Zwei-plus-Vier-Vertrag ebnete so schließlich den Weg zur deutschen Einheit.

    Hatte sich Genschers Verbundenheit mit der Saalestadt vor 1989 in zahlreichen inkognito erfolgten Besuchen geäußert, so sah man ihn nun umso häufiger in Begleitung seiner Amtskollegen in den Straßen Halles, dessen Entwicklung zu fördern sein besonderes Anliegen wurde. 1990 hatte Genscher die Schirmherrschaft für die Sanierung der Franckeschen Stiftungen übernommen.

    Am 8. Juni 1991 konnte Hans-Dietrich Genscher so in der Mensa am Weinbergweg die Urkunde über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft in Empfang nehmen, „in Anerkennung seines Engagements für das Wohl der Stadt, aufgrund seiner Verdienste an der Vereinigung Deutschlands und für seine konsequente Politik für ein vereintes Europa“ (StAH, Großfotosammlung F 599), wie die Laudatio zu seiner Würdigung betont. Gleichzeitig trug ihm die Halloren-Brüderschaft den Titel eines Ehren-Schwagers an. Nach dem Ausscheiden aus der Bundesregierung im April 1992 konnte sich Genscher umso mehr seiner alten Heimatstadt widmen, übernahm den Vorsitz des Kuratoriums zum Wiederaufbau der Franckeschen Stiftungen (in welchem Amt er im November 2000 von Prof. Paul Raabe abgelöst wurde) und wurde zum Ehrensenator der Martin-Luther-Universität berufen. 1993 wurde Genscher von der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ebenfalls zum Ehrensenator ernannt. Als Sympathieträger für regionale Wirtschaft und Kultur trat Genscher auch in fortschreitendem Alter immer wieder hervor, sei es durch Vorträge, Gastkolumnen in der Presse oder auch von Plakaten aus, wie 2005 für die Bewerbung Halles als Kulturhauptstadt Europas 2010. So konnte Genscher am 18. Dezember 2005 im Opernhaus den Kultur-Preis Europa „für seine besonderen Verdienste um Europa und für sein Lebenswerk“ in Empfang nehmen.

    2009 wurde Genschers Geburtshaus in Reideburg Heimstätte der Bildungs- und Begegnungsstätte "Deutsche Einheit" und der im Dezember 2012 eröffneten Dauerausstellung "Einheit in Freiheit".

    Aus Anlass seines ersten Todestages am 31. März 2017 wurde ihm zu Ehren der Bahnhofsvorplatz in Hans-Dietrich-Genscher-Platz umbenannt. Gleichfalls wird an diesem Tag das Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Hans-Dietrich-Genscher-Gymnasium umbenannt. Der FDP-Politiker war von 1937 bis 1946 Schüler am Herder-Gymnasium, das 1909 als Reform-Realgymnasium gegründet worden war.

     

    Beruf/Funktion: Bundestagsabgeordneter, Bundesminister des Auswärtigen, Vizekanzler, Jurist

    Geburtsdatum: 21.03.1927

    Geburtsort: Halle-Reideburg

    Verleihung der Ehrenbürgerschaft: 1991

    Sterbedatum: 31.03.2016

    Sterbeort: Wachtberg-Pech