Berühmte Hallenser
Gosche, Agnes
Agnes Gosche gehörte zu den Vorkämpferinnen der deutschen Frauenbewegung im frühen 20. Jahrhundert
Agnes Gosche und ihre Schwestern stammten aus einem Professorenhaushalt des 19. Jahrhunderts. Sie absolvierte zunächst eine Höhere Töchterausbildung. Nach privatem Unterricht durch den Vater legte Agnes Gosche das Examen am Lehrerinnenseminar in Erfurt ab und arbeitete ab 1878 an der privaten Höheren Töchterschule von Agnes Stange, dem späteren Seydlitz-Lyzeum. Neben ihrer Unterrichtstätigkeit widmete sie sich der Erweiterung ihrer wissenschaftlichen Ausbildung, insbesondere auf dem Gebiet der Kunstgeschichte. Sie gehörte mit ihrem im Jahre 1898 in Zürich erworbenen Doktortitel zu den ersten promovierten Philologinnen in Deutschland. In den Jahren 1904 bis 1911 leitete sie das „Lyzeum für Damen“ in Leipzig und übernahm danach in Halle die Leitung der neu gegründeten Städtischen Frauenschule. In dieser ersten Frauenschule der Stadt setzte Agnes Gosche bis zu ihrer Pensionierung 1922 ihre Erfahrungen, Vorstellungen und Ideen der Leipziger Zeit sowie der bürgerlichen Frauenbewegung um. Diese Schule wurde zu einer beispielhaften Einrichtung, in der nun auch die Berufsausbildung junger Frauen zur Kindergärtnerin möglich war.
Als Vorkämpferin der bürgerlichen Frauenbewegung schuf sie 1900 den Hallischen Frauenbildungsverein und stand ihm 28 Jahre vor. Darüber hinaus arbeitete sie jahrelang verantwortlich im Vorstand des Hallischen Lehrerinnenvereins. Politisch äußerst aktiv, kandidierte sie 1919 bei den Wahlen für die Weimarer Nationalversammlung für die Deutsche Demokratische Partei. Der politischen Bildung der Frauen diente ein gemeinsam mit Helene Lange herausgegebenes „Politisches Handbuch für Frauen“.
Agnes Gosche führte lange Zeit einen gemeinsamen Haushalt mit ihren Schwestern. Mit ihnen teilte sie sich auch die Grabstelle auf dem Stadtgottesacker in Halle (Saale), die 2021 aufgrund ihrer Verdienste zur Ehrengrabstelle erklärt wurde. Über den QR-Code auf der Tafel gelangt man zu dieser PDF.
Beruf/Funktion: Philologin
Geburtsdatum: 26.08.1857
Geburtsort: Berlin
Sterbedatum: 14.03.1928
Sterbeort: Halle
Ort der Beisetzung: Halle, Stadtgottesacker, Abt. 3 Erbgrab 31
Ehrengrab: seit 2021