Berühmte Hallenser
Jentzsch, Louis
Ehrenbürger Louis Jentzsch war 50 Jahre lang Stadtverordneter von Halle
Am 6. November 1903 unterrichtete Oberbürgermeister Gustav Staude die Stadtverordnetenversammlung davon, dass am 4. Januar des kommenden Jahres der Fabrikant Louis Jentzsch auf eine fünfzigjährige Tätigkeit als Stadtverordneter zurückblicken kann. „Im Hinblick auf diese lange und verdienstvolle ehrenamtliche Tätigkeit […] erscheint es uns geboten, daß die städtischen Kollegien seinen Gedenktag feiern“ (StAH, Ehrenbürgerrecht Bd. 2 Bl. 4579 Ebd. Bl. 46). Er schlug vor, dem Jubilar in der ersten öffentlichen Sitzung des neuen Jahres eine Glückwunschadresse zu überreichen und ihn danach mit einem Festessen im Ratskeller zu ehren. Am 16. November 1903 beschloss die Stadtverordnetenversammlung jedoch, den Abgeordneten Jentzsch durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts auszuzeichnen, was die Billigung des Magistratskollegiums fand (Ebd).
Louis Jentzsch wurde am 4. März 1815 als Sohn eines Färbermeisters in Halle geboren und lernte im väterlichen Betrieb das gleiche Handwerk. Nach dem Tode des Vaters führte die Mutter das Unternehmen zunächst weiter, ehe sie es ihren Söhnen Louis und Albert 1842 überließ. Von diesem Zeitpunkt vergrößerte sich die Färberei rasch. Ihre Werkstätten in der Großen Klausstraße und am Fischerplan mussten 1860 vor das Kirchtor verlegt werden. Die Färberei und Zeugdruckerei Jentzsch färbte damals 54.000 Stück und lieferte außerdem Nesseln und Leinen für den Zollverein. Im Jahre 1890 beschäftigte sie 100 Arbeiter. Als Färbermeister erwarb Louis Jentzsch im Alter von 29 Jahren am 10. Februar 1844 das Bürgerrecht der Stadt Halle, um den elterlichen Betrieb übernehmen zu können. Zehn Jahre später wurde er zum Stadtverordneten gewählt und gestaltete in dieser Funktion die großartige Entwicklung Halles zur Industriegroßstadt während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit. Als Stadtverordneter trat er 1857 in den Verband der Stadtsparkasse ein und blieb ihm bis zum Tode verbunden. So heißt es in der Verleihungsurkunde zu Recht: „Dem Rentner Herrn Louis Jentzsch, hier, welcher der Stadtverordnetenversammlung seit fünfzig Jahren in uneigennütziger Wirksamkeit angehört, verleihen wir in dankbarer Anerkennung seines allzeit, namentlich in der Verwaltung unserer Sparkasse betätigten Gemeinsinnes das Ehrenbürgerrecht der Stadt Halle a. S.“ Das Dokument wurde dem Jubilar in der festlichen Stadtverordnetensitzung vom 4. Januar 1904 durch Oberbürgermeister Staude überreicht. Er hob in seiner Ansprache hervor, dass Jentzsch „stets mit lebhaftem Eifer und uneigennützig Anteil genommen an den Arbeiten der Gemeindeverwaltung“ (General-Anzeiger Nr. 4 vom 6. Januar 1904).
Stadtverordnetenvorsteher Prof. Dr. Wilhelm Dittenberger brachte ebenfalls seine Glückwünsche dar: „Namens des gesamten Kollegiums müsse aber noch öffentlich bekundet werden, wie Herr Jentzsch nicht nur als Stadtverordneter geschätzt wird, sondern auch persönlich allen Kollegen ein allseitig verehrter und beliebter Freund sei“ (Ebd.).
Louis Jentzsch bedankte sich für die hohe Ehrung und betonte, dass ihm die Entwicklung der Stadt stets große Freude und Genugtuung bereitet habe. „Er werde der Gemeinde nicht lange mehr dienen können, er wünsche aber unserer alten Salz- und Saalestadt, daß sie auch in Zukunft wachsen, blühen und gedeihen möge“ (Ebd.). Louis Jentzsch starb noch im gleichen Jahr, am 24. Juni während einer Kur in Bad Kissingen. Er stand im 90. Lebensjahr und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Stadtgottesacker.
Beruf/Funktion: Unternehmer (Färberei, Zeugdruckerei), Stadtverordneter
Verleihung der Ehrenbürgerschaft: 1904
Geburtsdatum: 04.03.1815
Geburtsort: Halle
Sterbedatum: 24.06.1904
Ort der Beisetzung: Halle, Stadtgottesacker