Berühmte Hallenser
Raabe, Prof. Dr. Paul
Ehrenbürger Paul Raabe sanierte die Franckeschen Stiftungen und rettete sie damit vor dem Verfall
Nach der Einheit Deutschlands 1990 brach auch für die in langem Verfall begriffenen Franckeschen Stiftungen ein neuer Zeitabschnitt an, der durch bauliche Wiederherstellung und kulturellen Aufschwung geprägt ist. Diese Periode ist aufs Engste mit dem Namen des im Februar 2002 zum hallischen Ehrenbürger berufenen Prof. Paul Raabe verbunden.
Geboren am 21. Februar 1927 in Oldenburg, führte die Liebe zum gedruckten Wort den Sohn eines Bildhauers auf die Bibliothekslaufbahn; 1948 fand er als Diplombibliothekar an der Landesbibliothek Oldenburg seine erste Wirkungsstätte. Ein Studium der Germanistik und Geschichte an der Hamburger Universität schloss Raabe 1957 mit einer Dissertation über die Briefe Hölderlins ab. Im Folgejahr wechselte Paul Raabe an die Bibliothek des Schiller-Nationalmuseums und Literaturarchivs in Marbach am Neckar, deren Leitung er übernahm, habilitierte 1967 an der Universität Göttingen und wurde ein Jahr später zum Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel berufen. Die ehrwürdige Einrichtung war nach dem Wegzug des herzoglichen Hofes nach Braunschweig 1753 in einen langen Dornröschenschlaf gesunken und wurde durch Raabes umtriebiges Wirken nun wieder zu einem erstrangigen kulturellen Zentrum. Hierzu gehören bauliche Erweiterungen wie das 1981 errichtete Leibniz-Haus mit Restaurierungswerkstätten und Arbeitsräumen für Gäste wie auch die Umstrukturierung und Aufwertung der Bibliothek zu einem internationalen Forschungszentrum für Geistes- und Kulturgeschichte Europas. Dies sowie sein Bemühen zur Rettung der Altstadt von Wolfenbüttel wurden bereits hier mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der kleinen Residenzstadt gewürdigt.
Nach erster Berührung mit den Franckeschen Stiftungen bei einem Besuch in Halle 1987 propagierte Raabe die Idee einer internationalen Forschungsstätte für europäische Aufklärung und erreichte im August 1989 ein erstes internationales Symposium mit diesem Ziel. Nach der politischen Wende widmete sich Raabe nun ganz dem kulturellen „Aufbau Ost“ und übernahm im September 1991 das Direktorat der Stiftungen. Durch den Aufbau eines Förderkreises und unermüdliche Öffentlichkeitsarbeit gelang die Rettung der bedrohten Bausubstanz der Stiftungen und ihre Aufwertung zu einem Zentrum des nationalen und internationalen Geisteslebens. Raabes Wirken in Halle trug ihm im Februar 1997 die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität und kurz darauf den Ehrenbecher der Stadt Halle ein. Im Oktober 2000 schied Raabe aus seinem Amt, übergab das Direktorat an seinen Nachfolger Jan-Hendrik Olbertz und löste seinerseits Hans-Dietrich Genscher als Leiter des Kuratoriums der Stiftungen ab.
Zu seinem 75. Geburtstag, am 21. Februar 2002, verlieh die Stadt Halle Paul Raabe auf einem Festakt in der Ulrichskirche die Ehrenbürgerschaft der Saalestadt. Zwei Jahre darauf konnte Raabe schließlich auch den hallischen Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ für Verdienste im Ehrenamt in Empfang nehmen.
Beruf/Funktion: Literaturwissenschaftler, Retter der Franckeschen Stiftungen
Geburtsdatum: 21.02.1927
Geburtsort: Oldenburg
Verleihung der Ehrenbürgerschaft: 2002
Sterbedatum: 05.07.2013
Sterbeort/Ort der Beisetzung: Wolfenbüttel