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  • Berühmte Hallenser

    Unter Berühmte Hallenser stellen wir bekannte Persönlichkeiten der Saalestadt vor. Sie sind hier geboren, haben hier gelebt und gewirkt und waren bzw. sind deshalb eng mit Halle verbunden.

    Reichardt, Johann Friedrich

    In Reichardts Garten traf sich die Prominenz: Johann Friedrich Reichardt war ein Komponist der Romantik

    Als Sohn eines Königsberger Musikers wurde Reichardt von Kindheit an musikalisch ausgebildet. Durch Kant beeinflusst, studierte er schließlich in Leipzig jedoch Philosophie und Jurisprudenz. Anschließend unternahm er ausgedehnte, durch eigene Konzerte finanzierte Ausbildungsreisen, um sich als Virtuose zu profilieren und kompositorische Fähigkeiten anzueignen. 1775 wurde er vom preußischen König Friedrich II. zum Hofkapellmeister ernannt. Ab 1783 war er zunehmend auf Europareisen unterwegs. Er machte sich einen Namen als Komponist von Bühnen-, Instrumental- und Chorwerken. Zudem vertonte er Lyrik bekannter Dichter, darunter viele Gedichte von Goethe. 1794 wurde er aus dem Amt des Kapellmeisters enthoben, da er in Schriftstücken Sympathien für die Ideen der Französischen Revolution bekundet hatte. 1796 erhielt er seine Begnadigung und wurde in Halle zum Salinendirektor ernannt – von hier aus begab er sich häufig zur Leitung seiner aufgeführten Kompositionen nach Berlin.

    1792 ließ er sich als Pächter und bald Eigentümer eines Gutes in Giebichenstein nieder. Heute ist dieses im Stil eines englischen Landschaftsgartens gestaltete Gelände als „Reichardts Garten“ bekannt. Das Anwesen war um 1800 ein berühmter Treffpunkt von Literaten, Künstlern und Wissenschaftlern. Damit begann die kurze Blütezeit der später so genannten „Herberge der Romantik“ oder des „Giebichensteiner Dichterparadieses“. Die zwanglosen Treffen und Konzerte im Gartensaal oder im Freien vor der inspirierenden Kulisse von Flora und Fauna begeisterten die vielen Gäste. Zu ihnen zählten Ludwig Tieck, Friedrich Schlegel, Novalis, der Theologe Schleiermacher, der Naturforscher Steffens, auch Goethe und die Herausgeber der Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ Achim von Arnim und Clemens von Brentano. Gut und Garten wurden in den Befreiungskriegen in Abwesenheit der Familie von napoleonischen Söldnern verwüstet und nach der Rückkehr notdürftig restauriert.

    Reichardt gilt als hochgebildeter und belesener Komponist seiner Zeit. Seine Werke waren in allen Bevölkerungsschichten bekannt, vor allem in Nord- und Ostdeutschland. Er komponierte u. a. Lieder, Opern, Instrumentalwerke und verfasste zahlreiche Schriften. Reichardts über 1.500 Lieder zeichnen sich durch Schlichtheit aus, die leicht zu singen und unschwer zu begleiten sind. „Bunt sind schon die Wälder“ und „Schlaf, Kindlein, schlaf“: Diese Lieder sind heute Allgemeingut und stammen aus seiner Feder. Aus seinen 2 Ehen gingen 8 Kinder hervor, von denen 5 das Erwachsenenalter erreichten. 

    Reichardt verstarb 1814 verarmt in Giebichenstein und wurde auf dem Friedhof bei der Bartholomäuskirche beerdigt.

    Die 1902 erneuerte Grabanlage, versehen mit einem Denkstein und umrahmt von einem Gitter mit Musiksymbolen, war bis zum Jahr 2020 verwittert und das Beet verwildert. Auf Beschluss des Stadtrats wird durch das Ehrengrab nicht nur an die Person Reichardts erinnert, sondern ebenso die Ruhestätte erhalten und gepflegt.

     

    Beruf/Funktion: Komponist, Musiker, Publizist und Hofkapellmeister

    Geburtsdatum: 25.11.1752

    Geburtsort: Königsberg (Kaliningrad)

    Sterbedatum: 27.06.1814

    Sterbeort: Halle (Saale)

    Ort der Beisetzung: Friedhof St. Bartholomäusgemeinde

    Ehrengrab: seit 2021