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  • 80 Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus in Halle (Saale)

    Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, und Halle (Saale) wurde von der nationalsozialistischen Herrschaft befreit. Halle zwischen Diktatur und Freiheit: Kriegsende, Besatzung und Neubeginn

    Das Stadtmuseum Halle und viele Partner widmen diesem historischen Wendepunkt im Themenjahr "Stadt der Brücken. Kommen. Gehen. Bleiben" eine Reihe von Veranstaltungen. 

    Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle erklärt, warum die Reihe zum Themenjahr passt: „Brücken als Orte, die zerstört wurden, als letzter Versuch, die Befreier zu stoppen und Brücken bauen zwischen der Generation, die noch Krieg erlebt habt oder Menschen, die mit Kriegserfahrung heute nach Deutschland kommen und Generationen, die keine unmittelbare Kriegserfahrung haben. Frieden zu bewahren, ist ein hohes Gut.“

    Thematisch umspannt die Reihe ein weites Feld von Aspekten. Es geht um Widerstand gegen die NS-Diktatur, Flucht und Vertreibung, Zwangsarbeit, den Bombenkrieg, die Befreiung durch US-Infanterie, aber auch die Zeit nach dem 1. Juli 1945, dem Übergang der Besatzung an die UdSSR.

    „Wir fragen uns, wie die Menschen die damalige Zeit erlebt haben, wir spüren den positiven wie negativen Ereignissen nach und fragen uns, wie sie in Erinnerung geblieben sind. Wir bauen Brücken der Erinnerung, wollen in diesen polarisierten Zeiten fragen, wie Versöhnung gelingen kann. Wir wollen Hallenserinnen und Hallenser einladen, Erinnerungen zu teilen, bei Vorträgen, Gesprächen, Spaziergängen oder Lesungen“, so Jane Unger weiter.

    Auftakt zur Veranstaltungsreihe ist am 5. März 2025, 14.30 Uhr, im Stadtmuseum. Unter dem Titel „…dass nun alles vorüber sein soll“ stellen Kuratorin Ute Fahrig und Sammlungsmitarbeiter Steffen Thater Objekte, Bilder und Dokumente zu Flucht und Zerstörung 1944/45 aus dem Stadtmuseum vor. Folgen des Krieges rücken so anhand einzelner Schicksale und von Kriegsschäden im Stadtbild authentisch nahe.  

    Nicht nur das Stadtmuseum erinnert an 80 Jahre Kriegsende: Partner im Museumsnetzwerk, wie die Franckeschen Stiftungen, das Kunstmuseum Moritzburg und die Gedenkstätte Roter Ochse in Kooperation mit WUK e.V. und Stadt Halle (Saale), tragen eigene Veranstaltungen bei. Einen Blick in die Quellen ermöglichen das Stadtarchiv und der Verein für hallische Stadtgeschichte e.V.. 

     

    Alle Veranstaltungen sind in dem Flyer "Zwischen Diktatur und Freiheit" zusammengefasst. 

    Bitte teilen Sie Ihre Erinnerungen - Aufruf zum Mitmachen

    Haben Sie Tagebücher oder Kriegsbriefe Ihrer Urgroß- oder Großeltern aus dieser Zeit? Haben Sie Gegenstände aus Ihrem Haushalt, die aus den Jahren 1944/45 stammen und mit einer halleschen Geschichte verbunden sind? Gab es in Ihrer Familie Menschen, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus kämpften, egal, welcher politischen Orientierung? Melden Sie sich gerne bei Norbert Böhnke, Telefon: 0345 221-3353 oder per E-Mail an: norbert.boehnke@halle.de.
     

    Veranstaltungen 2025 im Rahmen 80 Jahre Kriegsende

    Vortrag von Ute Fahrig und Steffen Thater

    Die erste Veranstaltung trägt den Titel: „…dass nun alles vorüber sein soll“ – Die letzten Kriegswochen in Halle und die Saalestadt als Fluchtpunkt für Flüchtlinge und Vertriebene. Neben ausgewählten Objekten aus der Sammlung des Stadtmuseums werden mit den Kriegsereignissen verknüpfte persönliche Schicksale vorgestellt. Das einem Tagebucheintrag entnommene Titelzitat spiegelt die Ängste der Hallenserin Annerose Schlaffke angesichts der Gefahr durch die Luftangriffe vom Frühjahr 1945 wider. Zwei der ausgesuchten Objekte verdeutlichen bzw. illustrieren die Auswirkungen des Beschusses der Stadt unmittelbar vor Kriegsende. Ein Aquarell des Architekten Walter von Fritschen (1894-1967) zeigt den Roten Turm ohne seinen charakteristischen Helm. Fritschen wohnte seit Beginn des Jahres 1945 bei Verwandten in Halle und fertigte mehrere Zeichnungen zu Bombenschäden im Stadtbild Halles an. Aus den Trümmern im Glockengeschoß des Turmes barg Gerhard Pabst am 22. Juni 1945 den Rest eines Glockenseils mit Brandspuren. Es dauerte gut 30 Jahre bis der Rote Turm seinen Helm zurück erhielt und mit ihm auch Glocken wieder einzogen. 

    14:30 Uhr im Stadtmuseum, freier Eintritt

    Die Siebel-Werke stehen für die Wiederaufrüstung und die Hoffnungen auf Wohlstand – auf Kosten der Menschlichkeit. Das KZ-Außenlager Birkhahn ist ein dunkles Kapitel dieser Geschichte. 1946 werden Ingenieure und Techniker in die UdSSR verschleppt.

    • 10:00 Uhr: Die Siebel F-104: Einführung im Stadtmuseum (Ralf Rodewald)
    • 14:00 Uhr: Dialogische Führung über das Gelände der ehemaligen Siebel-Werke sowie Audiowalk mit der "Initiative zum KZ-Außenlager Halle"  (Treffpunkt Endhaltestelle Frohe Zukunft)
    • 18:00 Uhr: Lesung mit Simone Trieder: „Unsere russischen Jahre“ (Stadtmuseum)

    Anmeldung für Teile 1 und 2: stadtmuseum@halle.de; Kosten: 7,00 € (pauschal)

    Rundgang entlang der historischen Stationen mit Einblicken in Zeitzeugenberichte

    Der Bombenangriff auf Halle am 31. März 1945 traf die Franckeschen Stiftungen schwer. Das Bet- und Singesaalgebäude, das Francke-Wohnhaus sowie die Latina wurden durch Bombentreffer teilweise zerstört und in der Latina gab es zahlreiche Tote zu beklagen. Nach Kriegsende löste die von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzte Regierung der Provinz Sachsen-Anhalt die Stiftungen auf und gliederte sie als "Pädagogisches Institut" in die Martin-Luther-Universität ein. Die Versorgung von Waisenkindern wurde 1948 eingestellt, gleichzeitig zog in einige Gebäude die neu gegründete "Arbeiter- und Bauernfakultät" ein, für die auch neue Gebäude auf dem Stiftungsgelände errichtet wurden. Im Rahmen eines Rundgangs durch die Stiftungen werden, begleitet von Zeitzeugenberichten, die tiefgreifenden Veränderungen jener Jahre vorgestellt.

    17:00 Uhr, Francke-Wohnhaus, Kosten: 2,00 €

    Die Stadt Halle (Saale) zählte zu den bedeutenden Großstädten in Preußen mit einer breit aufgestellten Industrie. Maschinenbau war hier ebenso vertreten wie benachbarte Chemische Industrie. Obwohl im Luftkrieg einige ihrer bedeutenden Kulturdenkmale der Stadt in Mitleidenschaft gezogen worden, erscheinen die Verluste an Wohnraum im Vergleich mit anderen Großstädten als geradezu gering. Der Vortrag thematisiert die Ereignisse der beiden letzten Kriegsjahre und die Bemühungen des Wiederaufbaus.

    17:00 Uhr, Stadtarchiv (in Zusammenarbeit mit dem Verein für hallische Stadtgeschichte e.V.)

    Am 16. April jährt sich die Zerstörung des Roten Turms zum 80. Mal. Doch warum wurde das Wahrzeichen Halles damals von amerikanischer Artillerie beschossen? Und wie genau verlief die Zerstörung? In den Sonderführungen mit Gästeführerin Beate Krauße tauchen Besuchende in die bewegte Geschichte des Turms ein: Was ging damals verloren? Wie gelang der Wiederaufbau? Und welche Bedeutung haben die Glocken bis heute? Auch die Arbeit der Bauhütte „Roter Turm“, die sich für den Erhalt und die Restaurierung des Turms engagierte, wird näher beleuchtet. Ein besonderes Highlight bildet der Tagesabschluss: 19 Uhr erklingt das EUROPA-Carillon live, gespielt von einem halleschen Stadtcarillonneur – ein eindrucksvolles Klangerlebnis über den Dächern der Stadt.

    16:00, 17:00, 18:00 Uhr Sonderführungen im Roten Turm 
    (begrenzte Teilnehmerzahl, Anmeldung unter stadtmuseum@halle.de)
    Treffpunkt: Eingang Roter Turm. Die Führung ist nicht barrierefrei. Kosten: 6,00 €

    19:00 Uhr Glockenspiel

    „80 Jahre nach Kriegsende in den Briefen der Großeltern Ella und Erich zu lesen, lässt mich wieder in einen Abgrund von Alltäglichkeiten und Widersprüchen eintauchen. Verblendet von Propaganda und beinahe beiläufig wird über den bis heute widerlichsten Angriffskrieg geplaudert. Auch mit Abstand stellt sich Scham und Abneigung ein. Nie wieder ist heute.“ (Gedanken von Constantin Neuß)
    Aus Anlass des 80. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus wird aus den Briefen von Ella und Erich Neuß gelesen. Norbert Böhnke wird die Briefe in den zeitlichen Kontext setzen.

    18:00 Uhr, Stadtmuseum,  freier Eintritt

     

    Matthias J. Maurer, Präsident der Luckner-Gesellschaft e.V., stellt einen US-amerikanischen Militärmantel mit aufgenähtem Timberwolf-Emblem vor. Maurer erzählt von dem Weg der US-Timberwölfe nach Halle, der brenzligen Übergabe der Stadt, bei der Felix Graf Luckner eine entscheidende Rolle gespielt hat und gibt Einblicke in die erinnerungskulturellen Aktivitäten der Gesellschaft. Dabei wird er auch aus seinem Buch "Our Way To Halle" Auszüge lesen.

    18:00 Uhr, Stadtmuseum, Kosten: 7,00 €

    Kriegsspiele und Kriegsspielzeug sind gleichermaßen Spiegel und Geist ihrer Zeit. Die Produkte der Spielwarenindustrie im Nationalsozialismus spiegelten beispielsweise die aktuelle Kriegstechnik und den Aufbau der Wehrmacht wider. Archäologe Dr. Maik Evers hat für die aktuelle Sonderausstellung „Spiel mit! Hallesche Spiel-Stadt-Geschichten“ Wehrspielzeug und Kriegsspiele zusammengetragen. Anhand der Ausstellungsstücke und Fotos beleuchtet er, wie Kinder damit für den Krieg begeistert und auf den Kampf vorbereitet wurden.

    18:00 Uhr, Stadtmuseum, Kosten: 7,00 €

    Anlässlich der 81. Wiederkehr des Attentats auf Hitler veranstalten Stadtmuseum und Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg einen Themennachmittag rund um Fabian von Schlabrendorff (1907-80). Mario H. Müller wird dialogisch aus seiner 2023 erschienenen Schlabrendorff-Biografie vortragen. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Schlabrendorffs Tochter, Maria von Bismarck, und Carl-Friedrich Wentzel, Enkel Carl Wentzels (1876 - 1944), über die Frage statt, wie und wozu wir heute in einer freiheitlichen Demokratie den Widerstand würdigen können. Die Veranstaltung wird von der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt gefördert.

    Teil 1: 15:00 Uhr Stadtmuseum,
    Teil 2: 19:30 Kustodie (Löwengebäude)
    freier Eintritt, Anmeldung unter stadtmuseum@halle.de

    Das Jahr 1945 markiert nicht nur das Ende des Zweiten Weltkrieges, sondern auch den Beginn der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone, die in Sachsen-Anhalt am 3. September 1945 eingeführt wurde. Unter der Losung „Junkerland in Bauernhand“ vollzog sich eine entschädi- gungslose Enteignung des Großgrundbesitzes, die auch Schlösser und Gutshäuser sowie das darin befi ndliche In- ventar einschloss – darunter Kunstgegenstände, Archive und Bibliotheken. Der Vortrag von Dr. Jan Scheunemann, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, beschreibt die „Sicherstellung“ dieser Kulturwerte und fragt nach dem Umgang mit diesen Objekten vor und nach 1990.  

    18:30 Uhr, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), kostenfrei

    Den Industriebetrieben war es kaum möglich, nahtlos von der Kriegs- in die Friedensproduktion überzugehen, denn die technologischen Vorläufe waren weitgehend zusammengebrochen. Daneben fehlten technische Voraussetzungen und Rohstoffe. Unter der Bevölkerung herrschte großes Leid, weil die Versorgungslage schlecht war. Es mangelte am Nötigsten. Daher stellten die Betriebe zunächst die Güter her, die dringend benötigt wurden. Welche Dinge das waren, stellt Ute Fahrig im Vortrag mit Exponaten und Bildern vor.

    14:30 Uhr, Stadtmuseum, Kosten: 10,00 €

    Nach dem Ende von Krieg und nationalsozialistischer Diktatur erfolgte in Deutschland der demokratische Neuaufb  au des Landes auch auf kultureller Ebene. Nach Entnazifi zierung und Entmilitarisierung wurde das Kunstmuseum in der Moritzburg bereits im Frühjahr 1946 wieder geöff net – allerdings als Museum für moderne Kunst ohne eine Sammlung moderner Kunst. Diese war 1937 als „entartet“ verloren gegangen. Der Vortrag von Thomas Bauer-Friedrich, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, beleuchtet den musealen Neuanfang 1945/46, den Aufbau einer neuen Moderne-Sammlung 1947/48 und deren jähes Ende ab 1949.

    18:30 Uhr, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), kostenfrei

    Im Nationalsozialismus, im Krieg und nach der Befreiung vom Nationalsozialismus – Weihnachten wurde immer gefeiert. Anhand von Objekten aus den Sammlungen des Stadtmuseums Halle beleuchtet Kristin Land, wie die Nationalsozialisten versuchten, die christlichen Weihnachtsrituale durch andere zu ersetzen, wie die letzte Kriegsweihnacht gefeiert wurde und wie die Menschen das erste Weihnachtsfest in Frieden erlebten. Im Anschluss an den Ausstellungsbesuch wird zu einer Tasse Kaffee eingeladen.

    14:30 Uhr, Stadtmuseum, Kosten: 10,00€