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  • 32. Stein des Naturlehrpfades II Dölauer Heide

    Am Ende des Weges erreicht der Naturlehrpfad die Wald-Feld-Grenze.

    Nach rechts sind es nur 100 Meter bis zum „Naturschutzgebiet Lindbusch“.


    Naturschutzgebiet Lindbusch

    Es ist das floristisch reichste Gebiet der Dölauer Heide und entspricht der Vegetation (potentielle Vegetation), die sich in der Dölauer Heide ohne Zutun des Menschen einstellen würde und als charakteristisch für die ursprüngliche Waldvegetation im Gebiet von Halle gilt.
    Es ist ein winterlindenreicher Trauben-Eichen-Hainbuchenwald mit zirka 200-jährigen Trauben- und Stieleichen, in den allerdings wegen zunehmender Trockenheit nur wenige Winter-Linden eingestreut sind. Bedingt durch die (infolge Tonanreicherung im Untergrund auftretende Staunässe) kommen vor allem in den Senken auch regelmäßig Gemeine Eschen vor. Ornithologisch bedeutend ist das Naturschutzgebiet als Brutgebiet zahlreicher Greifvögel, von Neuntöter, Schwarz- und Mittelspecht, Nachtigall und Waldohreule.

    Als Schreibweisen werden sowohl „Lintbusch“ als auch  „Lindbusch“ angewendet. Alte Namen waren beispielsweise Littelineholt (bedeutet Schlangenbusch), Lindholtz, Lindberg, Lindenberg. Die Namen sind aber nicht auf das Vorkommen von Linden zurückzuführen, sondern auf Lint, eine ehemalige Bezeichnung für Schlange oder Wurm. Möglicherweise kamen hier früher im  feuchten Gelände Schlangen vor. Das Naturschutzgesetz verbietet alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile führen können. So ist es nicht gestattet, die Wege zu verlassen, Pflanzen oder deren Teile zu entnehmen und Tiere zu beunruhigen.  

    Bis hierher bestand der Untergrund des Naturlehrpfades aus Quarzsanden.
    Nun verläuft nördlich des Schutzgebietes „Lindbusch“ in Ost-West-Richtung eine schmale Ton-Zone bis zum Granauer Weg, südlich davon steht saalekaltzeitlicher Geschiebemergel an, der sich östlich über den Lößhohlweg nach Osten weiter über den Kuhkamm fortsetzt.

    Der Lehrpfad führt nun am Südwestrand der Dölauer Heide in Richtung Osten.

    Rechts in der Feldflur liegt das Flächenhafte Naturdenkmal „Feldgehölz südöstlich des Lindbusches“.
    Ein 2,6 Hektar großer, auf nach Norden abfallendem Hang in der Feldflur bestehender Komplex von kleinflächigen Halbtrockenrasen, Glatthaferwiesen, wärmeliebenden Gebüschen (Schwarzer Holunder, Brombeere, Eingriffliger Weißdorn, Hundsrose) und zum Teil angepflanzten Baumgruppen (Hänge-Birke, Berg-Ahorn, Echte Mehlbeere, Trauben-Eiche, Süß-Kirsche, Ross-Kastanie). Hier nisten bis zu elf Brutvogelarten (Neuntöter, Baumpieper).

    Links des Naturlehrpfades entwickelte sich eine Waldrandgesellschaft.

    Waldrandgesellschaft

    Hier hat sich eine an den trockenwarmen Standort angepasste Gebüschgesellschaft (Liguster-Schlehen-Gesellschaft) entwickelt, der außer den namengebenden Arten noch Europäisches Pfaffenhütchen, Weißdornarten, Haselnuss, Schwarzer Holunder und Blutroter Hartriegel angehören. Diese Pflanzengesellschaft ist eine der in Mitteldeutschland häufigsten Waldrandgesellschaften.
    Wegen der Nachbarschaft von zwei sehr gegensätzlichen Lebensräumen (Ackerflächen und Wald) findet hier eine große Anzahl von Vögeln Nahrung und Nistgelegenheit. So konnten hier 22 Vogelarten beobachtet werden, beispielsweise Mönchsgrasmücke, Fitis, Goldammer, Baumpieper, Zaunkönig, Rotkehlchen und Nachtigall.
    Der Südwestrand der Dölauer Heide vom Lindbusch bis zum Kuhkamm ist auch ein wichtiges Jagdgebiet der Fledermäuse.

    Wegen des kargen, sandigen Bodens wachsen hier Wärme und Trockenheit vertragende ein- und mehrjährige Kräuter und Gräser, wie beispielsweise die folgenden Arten:

    Zypressen-Wolfsmilch (Steckbrief)

    lat.: Euphorbia cyparissias
    Euphorbos war Leibarzt des Königs Juba von Mauretanien 54 v.u.Z., cyparissias (lat.) = zypressenartig

    Familie: Wolfsmilchgewächse

    • 0,15 bis 0,3 Meter hohes Kraut
    • wechselständige, schmal linealische Blätter, die der Seitenäste fast fadenförmig
    • Blütezeit: April bis Mai
    • doldenähnlicher Blütenstand mit gelben, zuletzt rötlichen Hüllchenblättern
    • gelbe Blüten
    • Kapselfrucht
    • Heimat: Europa
    • enthält weißen Milchsaft

    Schaf-Schwingel (Steckbrief)

    lat.: Festuca ovina
    Festuca (lat.) = Grashalm; ovis (lat.) = Schaf (Nahrung für Schafe)

    Familie: Süßgräser

    • 0,10 bis 0,30 Meter (Maximalgröße 0,60 Meter) hohes ausdauerndes, dichte Horste bildendes Gras, aufrechte Halme mit zwei bis drei Halmknoten
    • Blattspreite zusammengefaltet (Verringerung der Verdunstung)
    • Blütezeit: Mai bis August
    • Blütenstand: 3 bis 8 Zentimeter lange dichte, zur Blütezeit aber ausgebreitete Rispe
    • bevorzugt bodensaure Sand- und Halbtrockenrasen, trockene Eichen- und Kiefernwälder
    • Schaf-Schwingel ist eine sehr formenreiche Sammelart mit vielen Kleinarten und Varietäten

    Kleines Habichtskraut, Langhaariges Habichtskraut (Steckbrief)


    lat.: Hieracium pilosella
    hiera (lat.) = Habicht; pilosellus (lat.) = feinfilzig, behaart

    Familie: Korbblütengewächse

    • 0,05 bis 0,3 Meter hohe Staude mit blattlosem Stängel, verkehrteiförmige, etwas blaugrüne, ganzrandige, langhaarige, unterseits grau-weißfilzige Blätter eine grundständige Rosette bildend
    • Blütezeit: Mai bis Oktober
    • Stängel mit einen bis zwei Blütenständen (Korb), nur gelbe Zungenblüten, Fruchtknoten mit Haarkrone
    • Heimat: Europa
    • Pflanze bildet dünne Ausläufer mit zur Spitze hin kleiner werdenden Blättern
    • trockene Standorte

     

    Gemeine Schafgarbe (Steckbrief)

    lat.: Achillea millefolium
    Achillea nach dem griechischen Helden Achilleus, der über Kenntnisse in der Heilkunde verfügte und die Pflanze als Wundkraut benutzte
    mille (lat.) = tausend; folium (lat.) = Pflanzenblatt; wegen der fein zerteilten Blätter

    Familie: Korbblütengewächse

    • 0,10 bis 0,70 Meter (Maximalgröße 1,20 Meter) hohes, ausdauerndes Kraut mit meist nur im oberen Teil verzweigtem Stängel
    • wechselständige, drei- bis vierfach fiederschnittige Blätter
    • Blütezeit: Juni bis Oktober
    • Blüten in doldig angeordneten, 4 bis 6 Millimeter langen Köpfchen
    • kurze rundliche, weiße oder rötliche Zungenblüten (außen) und weißliche Röhrenblüten (innen)
    • Heimat: Europa, Sibirien
    • Wuchsform und Blattbreite sind umweltabhängig, zunehmende Trockenheit: Blätter schmaler, Pflanzen kleiner, kaum verzweigt
    • Gemeine Schafgarbe ist eine Sammelart mit mehreren Kleinarten
    • wird gern von Schafen gefressen
    • schon früher als Heilpflanze verwendet, enthält ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, wirkt appetitanregend, verdauungsfördernd, harntreibend, auch blutgerinnungs- und entzündungshemmend
    • im Mittelalter stand die blutstillende Wirkung im Vordergrund
    • Saft kann bei empfindlichen Menschen bei Hautkontakt im Sonnenlicht zur Bläschenbildung führen

    Karthäuser – Nelke (Steckbrief)

    lat.: Dianthus carthusianorum
    dios (gr.) = Genitiv von Zeus. anthos (gr.) = Blume, Blüte, also Blume des Zeus: carthusianorum (lat.) = der Karthäusermönche

    Familie: Nelkengewächse

    •  0,15 bis 0,45 Zentimeter hohe Staude
    •  linealische, 2 bis 4 Millimeter breite, am Grunde miteinander zu einer Röhre verwachsener Blätter
    •  Blütezeit: Juni bis September
    •  6-blütiges Blütenköpfchen am Stängelende
    •  rosa bis purpurfarbene, kurz gestielte Blüten mit an der Spitze gezähnten Kronblättern und braunen, trockenhäutigen Kelchschuppen und Deckblättern
    •  Kapselfrucht
    •  Heimat: Europa
    •  als Zierpflanze kultiviert
    •  Karthäuser-Mönche sollen diese Nelkenart früher in den Klostergärten angebaut haben

    Grabwespen

    zwei kleine tiefe Löcher im SandbodenAuf dem sandigen Weg sieht man im Sommer zirka 1 Zentimeter große, von einem Wall umgebene Löcher. Es sind die Öffnungen der von Grabwespen gegrabenen unterirdischen Kammern. Grabwesen sind 15 bis 30 Millimeter große Hautflügler mit einem langen, dünnen, rot gefärbten Hinterleib. Das Weibchen trägt  durch eine Giftinjektion gelähmte Schmetterlingsraupen in das unterirdische Nest und legt ein Ei daran. Die noch längere Zeit lebende Raupe bildet für die aus dem Ei schlüpfende Wespenlarve die Nahrungsgrundlage. Während der Hauptaktivitätszeit von Juni bis August kann man die Grabwespen vor allem während der Mittagszeit in der Nähe des Nestes nach Beute suchend beobachten.

     Ab dem Stein Nr. 33 sind wegen der rechts des Weges liegenden Ackerfläche die Markierungssteine links vom Weg gesetzt.