Ganzheitliches Mobilitätskonzept
Unsere Stadt Halle (Saale) profitiert aufgrund Ihrer zentralen Lage und vieler historisch gewachsener Verknüpfungen in der Metropolregion Mitteldeutschland zwar von vielfältigen, aber nicht durchgängig leistungsstarken Mobilitätsangeboten. Aufgrund der kompakten Stadtstruktur besteht die Möglichkeit, viele tägliche Dinge auch im näheren Wohnumfeld schnell zu erledigen.
Das heißt: Die Stadt der kurzen Wege als Voraussetzung für alltägliche Mobilität ist grundsätzlich gegeben.
Unsere Vision 2040+ umfasst ein hochattraktives wie leistungsfähiges Angebot im Umweltverbund, welches konfliktarm sowohl Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV ermöglicht und miteinander verknüpft.
Halle (Saale) hatte das Glück, nach dem Krieg den Stadtgrundriss mit engeren Straßenräumen und kompakten Wegestrukturen im Wesentlichen bewahren zu können. Kompakte Siedlungsstrukturen und die Mischung unterschiedlicher städtischer Funktionen in qualitätsvoller Dichte begründen in Halle (Saale) verkehrsmindernde Raumstrukturen.
Ein zielgerichtet ausgebauter ÖPNV insgesamt soll künftig weiterhin sichere, verlässliche und leistbare Mobilitätsoptionen für alle bieten: Multimodalität - also unterschiedliche, leicht zugängliche und bezahlbare Mobilitätsangebote möglichst aus einer Hand - heißt hier die Ziel-Überschrift.
Das Ermöglichen von einfacher und spontaner Verkehrsmittelnutzung wird in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Mit neuen Mobilitätsangeboten verknüpft, kann aus dem klassischen ÖPNV ein umfassender Mobilitätsverbund werden.
Das Fahrrad als individuelles und höchst flexibles Fahrzeug ist auf innerstädtischen Distanzen bis zu 5 km im Zeitbudget ein durchaus mit dem Auto vergleichbares, attraktives Verkehrsmittel. Die Anzahl der mit dem Rad zurückgelegten Wege wächst, ebenso wie ihre Länge. Für das Ziel einer "lebenswerten Stadt" ist es auch in Halle (Saale) deshalb entscheidend, diese positive Entwicklung fortzusetzen.
Der Fußverkehr als natürlichste Fortbewegungsart ist hierbei auf kurzen Distanzen ähnlich vorteilhaft wie der Radverkehr. Außerdem steht der Fußverkehr regelmäßig am Anfang und am Ende von Wegen, die mit dem ÖPNV, aber auch mit dem Auto zurückgelegt werden. Für die Einwohnerschaft aber auch für "Durchreisende" gilt es, die Aufenthaltsqualitäten zu verbessern. Auf diese Weise kann der gesamte Anteil nichtmotorisierter Wege im Stadtverkehr deutlich über die bereits heute guten 50 Prozent gesteigert werden.
Städtische Flächen sind knapp und wertvoll. Ganz besonders in einer kompakten Stadt wie Halle (Saale). Die größten Nutzungsansprüche am öffentlichen Raum stellt bisher der motorisierte Individualverkehr (MIV).
Das Parkraummanagement nimmt in einer integrierten gesamtheitlichen Verkehrsplanung eine Schlüsselrolle ein. Neben der Verkehrslenkung legt es den Umgang mit Flächen und ihre Nutzungsbedingungen fest. So lassen sich die insgesamt benötigten Flächen neu ordnen, Parkvorgänge zum Beispiel für Wirtschafts-, Liefer- und Anwohnerverkehre priorisieren und Lärm- und Schadstoffimmissionen reduzieren.
Das allgemein gültige Ziel formuliert die EU-Kommission in ihrem Weißbuch Verkehr: eine "im Wesentlichen CO2-freie Stadtlogistik in größeren städtischen Zentren bis 2030".
Lösungsansätze dafür sind zwar schon vorhanden, benötigen aber eine starke und zielgerichtete Zusammenarbeit der Hauptakteure in der Privatwirtschaft. Erst dann könnten Anbieter übergreifend entwickelte City-Logistik-Konzepte zumindest teilweise die Möglichkeit eröffnen, Warenströme vor dem Stadtgebiet zu sammeln und dann gebündelt mit E-Fahrzeugen zu verteilen, bspw. an "Urban Hubs", innerstädtischen Distributionsflächen.
Im Konzept werden langfristige Ziele adressiert. Das Ganzheitliche Mobilitätskonzept strebt Angebote an, die wiederum Voraussetzung für eine Attraktivitätsverschiebung zugunsten des Umweltverbunds sind.
Verkehrsangebote des Umweltverbundes sollen den Anteil des motorisierten individuellen Autoverkehrs reduzieren und dadurch die Lebensqualität, die Luftreinhaltung und den Klimaschutz verbessern. Der Begriff beinhaltet nicht nur den öffentlichen Nah-, Rad- und Fußverkehr. Auch Sharing-Angebote, Taxi, Mietwagen und Bedarfsverkehre zählen dazu. Im Vergleich zu einem eigenen Fahrzeug sind die Emissionen und der Flächenverbrauch pro Nutzende geringer.
Folgende 12 Hauptziele enthält das Ganzheitliche Mobilitätskonzept:
- Erreichtes sichern und fortentwickeln; den Umweltverbund stärken
- Den Umweltverbund als Gesamtes betrachten und ausbauen
- Zukunftsorientierte Mobilität als Mittel der Stadtentwicklung und Stadtgestaltung nutzen
- Parkraumbewirtschaftung als Steuerungsinstrument verstehen
- Die Wahlfreiheit des Verkehrsmittels bleibt erhalten
- Einzelstrategien für jeden Modal
- Quartiersbezogene Ansätze statt pauschaler Vorgaben
- Herausstellen von positiven Effekten mit Testprojekten und Bürgerbeteiligung im Quartier
- Digitalisierung in Planung, Kontrolle und Nutzung forcieren
- Abstimmung und Zusammenarbeit aller Akteure
- Unterstützung der nationalen Klimaschutzziele
- Notwendige Ressourcen müssen bereitstehen
Die Stadtverwaltung hat 2020 damit begonnen, ein fachlich fundiertes und vor allem realistisches Ganzheitliches Mobilitätskonzept zu erarbeiten, das sich an die europäischen Kriterien nachhaltiger Mobilitätspläne anlehnt (SUMP-Sustainable Mobility Plan).
Der eigentliche Diskussions- und Arbeitsprozess begann Anfang 2022 in einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern aller Rats-Fraktionen und deren Beauftragten, der Verwaltung sowie von Interessenvertretern aus Wirtschaft (u.a. IHK, Handwerkskammer, City-Gemeinschaft, Stadtwerke), Stadtgesellschaft (z.B. Universität) und verschiedenen Verbänden (ADAC, ADFC, FFF und anderen Umweltverbänden).
Diese interdisziplinäre Arbeitsgruppe hat in insgesamt 12 Sitzungen und Workshops unter fachlicher Anleitung und Moderation der Mobilitätswerk GmbH Dresden die Struktur und inhaltliche Ausrichtung des Ganzheitlichen Mobilitätskonzepts intensiv und teilweise kontrovers diskutiert.
Der hierbei erarbeitete Konsens, der die Wahlfreiheit des Verkehrsmittels nicht in Frage stellt, wurde im Herbst 2023 einem unfangreichen Beteiligungsprozess zugeführt (Internet-Plattform "Mitmachen in Halle"), im November abgeschlossen und die Rückmeldungen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung eingearbeitet. Im Vorfeld der allgemeinen Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgte bereits eine vielschichtige Schülerbeteiligung sowie eine Abstimmung mit Interessenvertretern und dem Studierendenrat. Auf Grundlage der weit überwiegend positiven Resonanz wurde das Mobilitätskonzept in der letzten Arbeitsgruppe am 24.11.2023 bestätigt.
Am Stadion 5
06122 Halle (Saale)
Die Vorsprache ist grundsätzlich nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.
Am Stadion 5
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