(halle.de/ps) Nach fast 18 Jahren im Bergzoo Halle, kehrte Elefantenbulle Abu heute Morgen zurück an seinen Geburtsort: den Tiergarten Schönbrunn in Wien. Hier wurde er 2001 geboren und war zugleich der erste Elefant in Europa, der durch eine künstliche Besamung gezeugt wurde. 2006 wechselte Abu gemeinsam mit seiner Mutter Sabi nach Halle. Hier wuchs er nicht nur zu einem ausgewachsenen afrikanischen Elefantenbullen heran, sondern entwickelte sich auch zu einem der erfolgreichsten Zuchtbullen im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für afrikanische Elefanten. Insgesamt deckte er trotz seines jugendlichen Alters schon sechs Mal erfolgreich Kühe im Bergzoo und sein Samen trug zudem zur Geburt zweier weiterer Elefanten in anderen Zoos bei. Zwei seiner Nachkommen, die jungen Elefantenkühe Tamika und Elani, wachsen im Zoo Halle auf, während Ihr großer Bruder Ayo mit Mutter Panya in Hodenhagen lebt. Doch nun war es an der Zeit, von Abu Abschied zu nehmen. Mit einem Spezialtransport trat Abu am Mittwochmorgen, die über 600 Kilometer lange Reise nach Wien an und ist dort am Donnerstagmorgen wohlbehalten eingetroffen. Zwei vertraute Pfleger aus dem Elefantenhaus Halle begleiteten den Bullen auf seiner Reise und bleiben nun noch eine Woche in Wien, um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern.
Hauptgrund für seinen Weggang ist seine mittlerweile sechsjährige Tochter Tamika, die bald geschlechtsreif wird. Hier besteht die Gefahr, dass er seine eigene Tochter deckten könnte, was nicht passieren soll, da eine solche Inzucht die genetische Gesundheit der Zoopopulation gefährden würde. In der Natur verlassen junge Bullen ihre Herde, wenn sie Geschlechtsreif werden. Auf diese Weise sinkt das Risiko von Inzuchten stark. Genau dies wird nun unter Steuerung des Zuchtbuchkoordinators für afrikanische Elefanten simuliert. Abu soll nun bei den Kühen im Tiergarten Schönbrunn für weiteren Nachwuchs sorgen. Zudem hinterlässt er in Halle ein „Abschiedsgeschenk“, denn er hat nun bereits zum dritten Mal die Elefantenkuh Tana erfolgreich gedeckt und der Zoo erwartet die Geburt im kommenden Jahr. Erst in zwei bis drei Jahren, wenn Tana nach hoffentlich erfolgreicher Geburt wieder empfängnisbereit und auch Tamika alt genug ist, um trächtig zu werden, wird dann wieder ein Bulle im Bergzoo gebracht. Dieser wird dann allerdings von einem anderen Zoo stammen.
Die Haltung von Afrikanischen Elefanten in Zoologischen Gärten ist von großer Bedeutung, denn die grauen Riesen zählen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Welt. Zoos leisten einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz, indem sie sich sowohl im natürlichen Lebensraum der Tiere Artenschutzprojekte unterstützen und gleichzeitig die Tiere in menschlicher Obhut halten, züchten und erforschen. Im Jahr 2021 wurde die Rote Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) aktualisiert. Großer Verlierer war der Afrikanische Elefant, der im Zuge dessen als „stark gefährdet“ eingestuft wurde. Seine Bestände sind innerhalb von 50 Jahren um mindestens 60 Prozent gesunken. Die Nachfrage nach Elfenbein ist auch weiter eine der Hauptursachen, aber auch aufgrund der anhaltenden Zerstörung des natürlichen Lebensraumes und dessen Fragmentierung, kommt es vermehrt zu Mensch-Tier-Konflikten, in denen die grauen Riesen meist den Kürzeren ziehen.