• Serviceportal
  • Terminvergabe
  • Karriereportal
  • Behördennummer
  • Archivalien des Jahres 2024

    Entwurf für den Garten des Cafés David

    Bis ins 19. Jahrhundert hinein erhob sich an der Alten Promenade (dem heutigen Universitätsring) noch die alte Stadtmauer. Während ihrer stückweisen Beseitigung wurde der entstehende Straßenzug neu bebaut. Und auch Friedrich David als Inhaber einer Konditorei und Honigkuchenfabrik, kaufte dort zur Erweiterung seines bereits in der Geiststraße bestehenden Geschäfts in den 1860er Jahren ein Grundstück, welches er durch Erwerb eines angrenzenden Areals noch vergrößerte. Dazu gehörte auch das ursprünglich von den Tuchmachern genutzte Gelände. Dieses sollte nach den Vorstellungen des innovativen Konditors in eine parkähnliche Anlage umgestaltet werden. Eine dazu 1872 beim Magistrat eingereichte Skizze sah zwei Pavillons und mehrere Terrassen für Tische und Stühle vor. Was von diesen Ideen tatsächlich umgesetzt wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Der Garten des Cafés David mit Springbrunnen und Musikpavillon wurde jedoch schnell bekannt und erfreute sich großer Beliebtheit. Später übertrug Friedrich David den Söhnen die Geschäftsleitung seines Unternehmens. Während Johannes David Konditorei und Café weiterführte, war Ernst David Inhaber der schon von seinem Vater begonnenen Schokoladenfabrikation, die sich durch den Markennamen „Mignon“ als Aktiengesellschaft „David Söhne A.-G.“ einen Namen erwarb.

     

    Skizze zur Bebauung des Tuchmacherberges. Bl. 17 a aus der Akte „Das zur Zeit dem Conditor David gehörige Hausgrundstück Alte Promenade 4 betreffend“ (A 1.1.15 Kap. XV Abt. Q Nr. 10a)

     

     

     

    Kleinformat ganz groß - Dias als Bildquelle


    Im Frühjahr 1985 begannen die Rekonstruktionsarbeiten am Alten Markt. Ein Jahr zuvor dokumentierte der Architekt und Stadtplaner Josef Münzberg (1933-2005) die nördliche Häuserzeile kurz vor dem teilweisen Abbruch. Münzberg war langjährig im Stadtbauamt Halle tätig und setzte sich für die Modernisierung der Altbausubstanz und Erhaltung von Einzelbaudenkmalen ein. Für seine Aufnahmen nutzte er auch die besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beliebten Diafilme, deren Bilder sich durch einen hohen Kontrastumfang und natürliche Farben auszeichneten. Über einen Diaprojektor konnten die teilweise verglasten und in Metall- oder Plasterahmen eingesetzten Einzelbilder in vielfacher Vergrößerung auf einer Leinwand wiedergegeben und zur Veranschaulichung von Vorträgen genutzt werden. 
    Die vorgestellten Dias gehören zu der bereits 1928 angelegten Diasammlung des Stadtarchivs. Heute umfasst sie etwa 26.400 von der Stadtbildstelle, Stadtfotograf*innen sowie von Privatpersonen stammende Dias. Zu den vielfältigen Motiven gehören unter anderem Reproduktionen von Grafik und Objekten, Porträts und Aufnahmen von Straßen und Gebäuden. 

    Zwei Aufnahmen der nördlichen Häuserzeile am Alten Markt, 
    Foto Josef Münzberg 1984 (NF 21773, NF 21774) 

     

    Ein Lehrbrief mit Schmuckblatt


    Eine solchen „Lehrbrief“ erhielt ein „Azubi“ aus Halle vor über 100 Jahren nach einer Ausbildung im Klempner-Handwerk. Nach Angabe in der zugehörigen Urkunde hatte der Lehrling Wilhelm Mückenheim „bei Klempnermeister Oskar Berendt seine Lehrzeit zurückgelegt, die ihm übertragenen Arbeiten zur Zufriedenheit ausgeführt und sich die nötigen Kenntnisse im Klempner-Installations-Handwerk erworben“. Anschließend hatte er vor der Handwerks-Gewerken-Kammer Halle/S. die Gesellen-Gehilfen-Prüfung im Klempner-Installateur-Handwerk abgelegt und bestanden. Das bestätigten die Mitglieder der Prüfungskommission mit ihrer Unterschrift und Stempel der Klempner- und Installateur-Innung Halle.
    Das Schmuckblatt deutet die Fülle der vom Klempner auszuführenden Tätigkeiten und die zum Schneiden, Formen und Verbinden von Blechen zu benutzenden Werkzeuge an. So stehen das Bild unten links und die darüber dargestellten Werkzeuge wie Rohrzange, Lötlampe, Pumpenzange und verstellbarer Schraubenschlüssel für die Gas- und Wasser- Installation. Das Verkleiden von Dachflächen, Fassaden und Schornsteinen mit Blechen vermitteln unter anderem Amboss, Lötkolben und Blechschere, Kröpfeisen, Kugel- und Ziehhammer sowie die unten rechts dargestellte Dachansicht. 

     

    Entwurf für das neue Sparkassengebäude


    Mit dem am 21. April 1914 ausgestellten Erlaubnisschein konnte der Bau eines neuen Sparkassengebäudes in der Rathausstraße / Ecke Kleine Steinstraße beginnen. Damit verwirklichte der seit zwei Jahren in Halle tätige Architekt Wilhelm Jost (1874-1944) ein weiteres Bauprojekt. Seit seiner Anstellung als Stadtbaurat hatte er bereits andere städtebauliche Vorhaben wie den Gertraudenfriedhof, das Stadtbad sowie Erweiterungsbauten für das Altersheim Beesener Straße und das Hospital St. Cyriaci et Antonii umsetzen können. Weitere Bauten, Stromerzeugungs- und Verteilungsanlagen und Wohnhäuser sollten während seiner langen Amtszeit folgen.
    Im Januar 1914 hatte Jost die von ihm und dem Stadtbauinspektor Heinrich Petry (1880-1953) erarbeiteten Pläne für die neue Sparkasse bei der Stadtverwaltung eingereicht. In dem beigefügten Erläuterungsbericht heißt es: „Der Eingang zur Sparkasse liegt an der Rathausstraße etwa in Mitte des Gebäudes da, wo die Straße schon etwas höher liegt und deshalb weniger Stufen zur Erdgeschoßhöhe notwendig werden.“ 
    Tatsächlich hatte Jost in seinem Entwurf die Bebauung des in Richtung des heutigen Hanserings ansteigenden Grundstücks optimal gelöst. Zudem war es ihm durch das Zurücksetzen der zwischen den Giebeln angeordneten Obergeschosse gelungen, die enge Rathausstraße optisch zu erweitern. Als Schmuckelement integrierte er einen Barockerker von einem 1900 am Kleinschmieden abgebrochenen Haus in die Fassade.
    Und so würdigte die Saalezeitung Wilhelm Jost als „ausgezeichneten Hochbauer“, dessen Werk „nach dem Zeugnis der Fachleute in jeder Weise den Meister lobt.“

    Ein besonderer Akteneinband


    Nichts Besonderes fällt zunächst an einer historischen, im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts zu Vormundschaftssachen angelegten Akte auf. Beim Aufschlagen wird offenbar, dass die durch Fadenheftung zusammengehaltenen Blätter nur noch lose in den Akteneinband eingelegt sind.
    Dieser weist jedoch innen einen großflächigen Aufdruck auf. Der gekrönte Wappenschild des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. mit Adler und den Initialen FW wird von zwei Engeln gehalten und von Pflanzenranken umrahmt. Wie die Beschriftung verrät, diente dieser Akteneinband wohl ursprünglich als Verpackung für „Gut Schreibe-Papier“ des Papiermachers Georg Christoph Keferstein (1723-1802). 
    Beim Betrachten gegen das Licht wird die Siebmarkierung des handgeschöpften Papierbogens sichtbar. Dazu verweist das Wasserzeichen „GCK“ auf die seit 1718 von der Familie Keferstein gepachtete Papiermühle in Kröllwitz. Aus Lumpen wurde hier sowohl weißes Druck- und Schreibpapier als auch das weniger feine Kanzlei- und Konzeptpapier hergestellt. 1749 übernahm Georg Christoph Keferstein die Mühle von seinem Vater und führte zahlreiche Neuerungen und Erweiterungen ein. In einem 1762 in Leipzig herausgegebenen Büchlein „Unterricht eines Papiermachers an seine Söhne, diese Kunst betreffend“ gab er seine Erfahrungen zur Papierherstellung weiter.
    Der ungewöhnliche Akteneinband ist ein Beispiel für die im alten Archiv der Stadtverwaltung im 19. Jahrhundert vollzogenen Veränderungen. Neben Aussonderung von Akten und Verkauf als Altpapier wurden auch Aktendeckel bei schlechtem Erhaltungszustand ausgewechselt. So erhielt die Akte diesen ungewöhnlichen Umschlag.

    Die Annalen des Thomas Cresse

    Der hallische Stadtsyndikus, Pfänner und Beisitzer des Schöffenstuhls Thomas Cresse verfasste bis 1624 ein neunbändiges, handschriftliches Werk, welches sich vor allem mit der hallischen Stadtgeschichte beschäftigt. Dieses befindet sich heute unter der Signatur H A 1, Bd. 1-9 im Stadtarchiv Halle. Es berichtet nach Jahren geordnet über verschiedenste wichtige Ereignisse. Daher wird dieses Werk als „Cresses Annalen“ (lat. annus = Jahr) bezeichnet. Die Ereignisse eines Jahres sind jedoch nicht immer streng chronologisch angeordnet. Cresses Werk enthält die Abschriften zahlreicher Urkunden und Briefe, außerdem berichtet er über wichtige politische Ereignisse aus Halle, dem Erzbistum Magdeburg, angrenzenden Gebieten und teilweise sogar aus ganz Europa. So kann man aus dieser Quelle vieles über die beschriebene Zeit, vor allem über hallische Stadtgeschichte, wichtige Amtsträger, Baumaßnahmen, Rechtsfälle, Unfälle, Pestwellen, Hochwasser und das Leben der Bürger in Halle im Allgemeinen lernen. Sie sind größtenteils in (frühneuhoch)deutscher Sprache geschrieben, lediglich einige Urkundenabschriften sind lateinisch abgefasst.
    In den 1470er Jahren kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den für die Stadtpolitik enorm bedeutsamen Pfännern und anderen Parteien innerhalb der Stadt. Das ermöglichte dem Magdeburger Erzbischof, die Stadt einzunehmen und ihre jahrhundertelang ausgebaute Selbstständigkeit zu beenden. Ausgehend davon unterstrich Cresse die Bedeutung der Eintracht innerhalb einer Stadt mit einem kleinen Gedicht:

    „Eigennutz und Zwitracht 
    hatt Maintz und halle zu eigen gemacht
    das Coln hatt ihren herrn gefangen
    Erfurt den Burgemeister gehangen
    Mulhausen ist auch dahin
    Quedelburg hatts kleinen gewin
    Magdeburg lasz dirs ein spiegel sein
    So bleibstu bey der wurde dein
    Graben wall maurn und geschutz
    Zwinger pulver thurm sein kein nutz
    Es hilft gewalt und grosze Manschaft nicht
    Wo eintracht und lieb in einer Stadt gebricht.
    Summa: lieb und eindracht bessern klein gut
    Hass und zwitracht bringet armutt“
     

    Cresses Annalen, StAH H A 1, Bd. 4, fol. 203r.

    „Fräulein Bupari“ – Eine „Künstlerin“ im Großformat

    Ein Besuch des Zoologischen Garten steht während der Ferienzeit wohl bei vielen Familien auf dem Programm. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich immer wieder die Elefanten. Schwerfällig trotten sie durch das Gehege und nehmen mit ihrem langen Rüssel Nahrung und Wasser auf. Besonders beeindruckten die Dickhäuter wohl auch Willy, Ellen und die anderen Unterzeichnenden, die 1919 eine Postkarte mit Grüßen nach Kiel verschickten. „Buparie und Munter“ konnten sie jedoch bei ihren unübertrefflichen Leistungen nicht mehr bewundern, war doch die gezeigte Elefantendame „Buparie II“ bereits im Dezember 1917 verstorben.
    Schon kurz nach Eröffnung des halleschen Zoos gehörte seit 1902 die Elefantenkuh „Bupari I“ zum Tierbestand und begeisterte die Besucher mit zahlreichen Kunststücken. Nach ihrem Tod 1909 folgte die zweite ebenfalls aus Indien stammende gleichen Namens. Sie beherrschte durch Dressur ihres Wärters Wilhelm Dölz bald das Repertoire ihrer Vorgängerin und avancierte schnell zum Star. Wie die Tageszeitungen berichteten, konnte die schwergewichtige Dame nicht nur Balancierflaschen überschreiten, auf einem Fass tanzen und auf den Vorderfüßen stehen. Sie trat mit dem Hund „Munter“ auf und spielte selbst die Geige „mit zartem Bogenstrich“. Bupari II, die einst als Elefantenbaby mit einem Meter Höhe in den Zoo gekommen war, hatte zuletzt die stattliche Höhe von 2,25 Meter und ein Gewicht von 28 Zentner erreicht. In den Zoologischen Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle wird das riesige Skelett dieses Elefanten aufbewahrt.


    „Buparie und Munter“, Postkarte (Lithografie), um 1912, Kunst-Anstalt H.A. J. Schultz & Co, Hamburg, Poststempel 1. August 1919