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  • Archivale des Monats

    Im Stadtarchiv Halle lagern viele verborgene Schätze. Diese Schätze sollen für die Öffentlichkeit geborgen werden. Besucherinnen und Besucher dieser Seite wird an dieser Stelle jeden Monat eine besondere Archivale oder ein neuer Bestand aus den tausenden von Regalmetern vorgestellt. Einige dieser Archivalien von 2010 bis 2015 wurden von Schülerinnen und Schülern des Südstadt- , Georg-Cantor-, des Herdergymnasiums und der BbS IV „Friedrich-List“ Halle im Rahmen von Projekten im Stadtarchiv Halle recherchiert und als "Archivale des Monats" veröffentlicht. 

    Viel Spaß beim Entdecken!

    Archivalien des Jahres 2025

    Aktionsverkauf bei Huth

    Zum großen Inventur-Ausverkauf lud das Kaufhaus Huth ab 4. Januar 1932 ein. Huth & Co zählte zu den bekanntesten Firmen der Stadt und konnte auf eine 60jährige Geschichte zurückblicken.

    Mit einer Weiß-, Seiden- und Modewarenhandlung des Kaufmann Adolf Huth in der Großen Steinstraße 8 hatte das Unternehmen 1871 seinen Anfang genommen. Nur wenige Jahre später konnte es seine Geschäftsräume erweitern und ein eigenes Warenhaus in der Großen Steinstraße 86/87 errichten, das im Laufe der Jahre stetig erweitert wurde.

    1928 öffnete ein moderner Geschäftspalast mit großen Schaufenstern und lichtdurchfluteten Verkaufsräumen am Markt seine Türen. Die Berichterstatter der hallischen Tageszeitungen lobten die edle Ausstattung und große Sortiment des neuen Kaufhauses. Seiden- und Kleiderstoffe konnte das Publikum im Erdgeschoss erwerben. Im ersten Obergeschoss, „wo die Damenwelt ausschließlich zu ihrem Recht kommt“, wurden Damen- und Kinderkonfektion und Damenputz in riesiger Auswahl angeboten. Den Teppichen, Gardinen und Möbelstoffen war das zweite Obergeschoss vorbehalten. Dort standen Rollen der Läuferstoffe in „schier unabsehbarer Reihe … “; echte Orientteppiche und Vorhangstoffe aller Art warteten auf Käufer.

    Mit den auch von der Firma Huth veranstalteten Saisonschluss- und Inventur-Verkäufen zu reduzierten Preisen konnte Lageraum für die Neuwaren der kommenden Saison geschaffen werden. Neben Zeitungsannoncen und Plakatierung im Schaufenster half auch die Versendung einer originell gestalteten Werbepostkarte bei der Verbreitung des Aktionstermins an die auch außerhalb von Halle wohnende Kundschaft.

    In der Zeit des Nationalsozialismus fiel das Kaufhaus Huth dem Boykott jüdischer Geschäfte und der Arisierung zum Opfer und ging 1938 an die Firma Hermann über.

    Das Klaustor im Bild

    Eines der sechs hallischen Stadttore befand sich an der Klausbrücke. Das bereits im 13. Jahrhundert erwähnte und 1569 umgebaute Klaustor ermöglichte den Zugang der aus dem Mansfelder Raum kommenden Reisenden und Kaufleute in die Stadt. Die Saalearme boten einen natürlichen Schutz und erforderten nur ein einfaches Torhaus und Unterkunft für den Toreinnehmer. Dieser hatte von den Ankömmlingen beim Passieren Zölle einzunehmen.
    Im 19. Jahrhundert hatten Stadtbefestigung und Stadttore ihre militärische Bedeutung verloren. Sie behinderten die Erweiterung der Stadt über die alten Stadtgrenzen hinaus. Dazu beeinträchtigten die zum Nadelöhr gewordenen Stadttore den Reiseverkehr und erforderten deren Abriss. So musste 1817 zunächst das alte Torgebäude, welches „ … die Passage sehr beengt, nicht zweckmäßig zu gebrauchen ist, und nur unnötige Reparaturkosten verursacht …“ , weichen, ein Jahr später auch die angrenzende Wohnung des Toreinnehmers. 
    Ausgenommen blieb der Torbogen. Akten des Bestandes „Historische Akten“ dokumentieren den Vorgang. Dazu zeigen zwei Zeichnungen des Bau-Inspektors Johann Friedrich Wilhelm Dietlein den Grundriss der Toreinnehmerwohnung und vermitteln einen Eindruck vom Aussehen des Torbogens. Danach sah der von Westen aus der Klaustorvorstadt kommende Reisende die „Abendseite“ mit zwei vorgesetzten Säulen. Die der Stadt zugewandte Seite war wesentlich schlichter gestaltet.
    Nach einem mit dem Maurermeister Recke im Juli 1818 abgeschlossenen Vertrag „über die Decoration der stehengebliebenen Theile des sogenannten Klausthors zu Halle“  gehörten unter anderem die „Reparatur des Torbogens ingleichen der Säulen mit Gips“  und der dreimalige Anstrich des Tores und der Säulen mit Ölfarbe zu den vereinbarten Leistungen.
    Wegen Baufälligkeit empfahl der Magistrat im Oktober 1835 den Abbruch des Klaustorbogens und Verkauf des Baumaterials an den Meistbietenden. Die Stadtverordneten stimmten dem Antrag zu.
     

    Das „Thal zu Halle“ im Bild
    Der westlich des Marktplatzes tiefer gelegene Hallmarkt nimmt teilweise das Areal des ehemaligen Pfännerschaftlichen Salzwerkes ein, das über Jahrhunderte hinweg vor allem durch die Zweckbauten für Soleförderung und Salzgewinnung und das Verwaltungsgebäude, das sogenannte „Thalhaus“ geprägt war. Dieser Salinenbereich, das „Thal zu Halle“ oder „die Halle“ erstreckte sich zwischen Markt und dem heutigen Hallorenring sowie dem Moritzkirchhof und der Hackebornstraße.
    Nach der endgültigen Einstellung des Siedebetriebes im September 1869 wurden die nun ungenutzten Salinengebäude bis auf das Maschinengebäude des Gutjahrbrunnens abgerissen. Wie ein Polizei-Sergeant ein Jahr später mitteilte, bot das Gelände nun „einen wahrhaft schauderhaften Eindruck“. Zwischen unregelmäßigen Gruben türmten sich lockeres Erdreich und alte Mauer- und Bruchsteine. Die durch das Thalgebiet führenden Abzugsgossen und Kanäle waren mit Unrat angefüllt. 
    Im Juni 1885 erwarb die Stadt Halle das Gelände von der Halleschen Pfännerschaft. Die Umgestaltung konnte beginnen. Entsprechend dem städtischen Bebauungsplan von 1885 mussten die über gerade Straßenfluchten hinausragende Häuser abgerissen werden. Das betraf auch Gebäude am Rande der ehemaligen Saline.
    Vor etwa 140 Jahren entstand diese Zeichnung. Der unbekannte Zeichner könnte im nördlichen Bereich des ehemaligen „Thals zu Halle“, auf der noch unbebauten Fläche zwischen der heutigen Talamtstraße und der Hackebornstraße gestanden haben. Hier werden wenig später die von diesen beiden Straßen sowie von Oleariusstraße und Hallorenring begrenzten Wohn- und Geschäftsbauten entstehen. 
    Links erstrecken sich kleine Häuser der damaligen „Hallgasse“, in denen vorwiegend Handwerker wohnten.  Dahinter ragt das Dach eines langgestreckten Gebäudes, des Gasthofs Zum blauen Hecht, hervor. Im Adressbuch bis 1885 unter der Anschrift „An der Halle 19“ zu finden war das weiter rechts befindliche Gebäude, welches zum Teil die Marktkirche und den dahinterliegenden Roten Turm verdeckt. Ein Hallore und ein „Salinen-Registrator“ gehörten unter anderem zu den Bewohnern dieses wenig später niedergelegten Hauses.
    Das ursprünglich rechts unterhalb der blauen Türme stehende „Thalhaus“ ist bereits verschwunden. Dieses Verwaltungsgebäude der Saline war bereits 1882 abgerissen worden. Gut zu erkennen sind die 1886 abgebrochenen alten Predigerhäuser „An der Marienkirche“, dahinter der Turm der alten Marienbibliothek, die 1889 einem Neubau weichen musste. 

     

     

    Eine Akte zur Instandsetzung der Elisabethbrücke

    Kurz vor Ende des II. Weltkriegs rückten amerikanische Truppen im Frühjahr auf Halle vor. Um die Einnahme der Stadt zu verhindern, nahm eine Einheit der Deutschen Wehrmacht am 14. April 1945 Sprengungen an zehn Saalebrücken vor. Wichtige Verbindungswege zwischen Stadt und Umland waren unterbrochen. Das betraf auch die Siebenbogenbrücke sowie die durch Zerstörung eines Bogens unpassierbar gewordene Elisabethbrücke. Der Verkehr auf der in Richtung Eisleben, Nordhausen und Kassel führenden Hauptstraße kam zum Erliegen. 
    Technische Truppen der amerikanischen Armee setzten den gesprengten Abschnitt zunächst notdürftig mit zusammengeschraubten Fachwerkträgern instand. Die dabei auf die erhaltenen Brückenteile aufgelegten Träger erhöhten jedoch einen Teil der Fahrbahn um einen Meter. Fahrzeuge konnten die Brücke somit nur sehr langsam über Rampen befahren. Wenig später musste die Konstruktion durch eine 13,5 Meter lange und 6,3 Meter breite Behelfsbrücke ersetzt werden, die sich ohne Höhenunterschied an die erhalten gebliebenen Brückenteile anschloss. 
    Auch dieser provisorische Brückenteil war auf lange Sicht nicht für dichten Fahrzeugverkehr geeignet und erforderte weitere Sicherungsmaßnahmen zur Stabilisierung der Pfeiler. Für die geplante Verlegung von Straßenbahngleisen war die Aufbringung eines Steinpflasters an Stelle des hölzernen Fahrbahnbelags unumgänglich. Weiterhin wurden beidseitig Fußwege mit Holzbohlen angelegt. Und so konnte die Bauverwaltung im November 1946 an das Nachrichtenamt melden: „Die Fahrbahn ist wieder 10 m breit und die Gehwege je 3 m. Der Verkehr auf der Hauptausfallstrasse Halles nach Westen rollt wieder ohne Einengung über die Saale“.
    Eine Akte aus dem Bestand Straßenbau (A 2.47 Kap. 3 Abt. B Nr. 23 Bd. 4a_1) dokumentiert die Maßnahmen zur Sicherung der Brücke. Unter anderem zeigt eine, von Ober-Ing. Heilmann signierte Zeichnung die Abstützung und Überbrückung des fehlenden Teils. 
    Prof. Dr. Ing. Adolf Jacob Heilmann (1888 - 1949) war seit 1926 als Stadtbaurat für Tiefbau in der Stadt Halle tätig. Von den Nationalsozialisten wurde er 1933 entlassen, 1944 jedoch wieder als Stadtbaurat eingesetzt. Maßgeblich wirkte er beim Neuaufbau der Stadt. Zu verdanken ist ihm unter anderem die Herstellung der bei Kriegsende zerstörten Brücken. Besonders engagierte sich Heilmann bei der Wiederherstellung kultureller Baudenkmäler und gründete dazu die Bauhütte "Roter Turm". 1945 wurde er zum Professor an der Universität Halle, im September 1949 in das Ministerium für Industrie der DDR nach Berlin berufen. 
    Über Jahrzehnte hinweg ersetzte die Hilfskonstruktion den gesprengten Bogen. Ältere Hallenser werden sich noch an die mit Holzbohlen belegten Gehwege und das Holzgeländer auf diesem Abschnitt erinnern. Im März 1973 musste die Brücke wegen Baufälligkeit für Fahrzeuge gesperrt werden. Nach Fertigstellung einer neuen Elisabethbrücke 1976 erfolgte ein Jahr später der Abriss.

     

    Maut für die Kröllwitzer Brücke

    Im Frühjahr 1892 wurde zur Überquerung der Saale zwischen dem Giebichensteiner und Kröllwitzer Ufer eine neue Stahlbrücke eingeweiht. Sie ersetzte die seit 1870 benutzte Pontonbrücke. Damit verbunden war eine Anpassung des Brückengeldes für das Passieren der Brücke. Eine Akte betreffend den „Tarif zur Erhebung von Brückengeld auf der Cröllwitzer Brücke“ dokumentiert den Vorgang. Sie beinhaltet unter anderem ein gefaltetes bedrucktes Leinentuch mit den Bestimmungen zur Abgabe. 
    Wie dieser Aushang informiert, hatte z.B. „jede Person mit und ohne Last“ und selbst „jede Person, welche die Brücke mit Straßenbahn überquert“ jeweils drei Pfennig zu entrichten. Hinzu kam die Gebühr für sämtliche Nutztiere wie „Rindvieh und Esel“, Schafe, Schweine und Ziegen und für jegliche Art von Fahrzeugen, vom Handwagen bis zum Fuhrwerk. Ausgenommen waren unter anderem öffentliche Beamte sowie Polizei- und Steuerbeamte in Uniform.
    Zur Einnahme des Brückengeldes und Aufsicht verpflichtete die damals noch selbständige Gemeinde Kröllwitz einen Pächter. Dieser hatte von den Brückengeld-Einnahmen ein jährliches Pachtgeld zu zahlen. Entsprechend dem 1892 abgeschlossenen Pachtvertrag war er verpflichtet, die Brücke und die Zufahrten jeden Mittwoch und Sonnabend zu reinigen und im Winter von Schnee und Eis freizuhalten und zu beleuchten. Ebenso hatte er für die höfliche Behandlung der Passanten Sorge zu tragen. Der jeweilige Brückenpächter übte Polizeigewalt aus. Daher war seinen Anweisungen Folge zu leisten. 
    Der ab 1897 für fünf Jahre als Brückenpächter tätige Fischermeister Karl Köcker wurde in Zeitungsmeldungen mehrmals erwähnt. Hatte er doch so manchen nicht in Uniform gekleideten Polizeibeamten der Geheimpolizei und städtische Boten auf der Brücke angehalten. Ein Streitfall beschäftigte dann auch die Strafkammer Halle, wo sich Köcker wegen „Gebühren-Überhebung“ verantworten musste. Zu seiner Rechtfertigung berief er sich auf den Wortlaut des auf der Brücke angeschlagenen Brückengeld-Tarifs der königlichen Regierung vom 23. Mai 1892.
    Ab 6. Mai lädt das Stadtarchiv Halle im Rahmen des Themenjahres 2025 zu einer Sonderausstellung „Brücken in der Stadt – mehr als Bauwerke“ ein. 

    Ein Plakat für die Werbewoche

    Halle als „Hauptplatz für die mitteldeutschen Beziehungen von Handel, Industrie, Landwirtschaft und Handwerk“, bekannt zu machen und den Fremdenverkehr anzukurbeln, hatte sich der 1921 gegründete Hallesche Wirtschafts- und Verkehrsverband vorgenommen. Ganz in diesem Sinne veranstaltete der Verband vom 14. Bis 21. Juni 1925 die Hallesche Werbewoche „Stadt und Land“. Sie sollte zur Belebung der Wirtschaft beitragen und den Besuchern die schönen Seiten der Stadt und Umgebung präsentieren. Landwirte zeigten in einer Schau auf der Rennbahn ihr Können, während sich Vertreter des Handwerks und Handels unter dem Motto „DIE-GU-WA“ (Die gute Ware) in einem Umzug auftraten. Darüber hinaus wurde an verschiedenen Orten ein reichhaltiges Programm geboten. Umzüge, zahlreiche Sportveranstaltungen und ein Blumenfest sorgten ebenso für Unterhaltung wie Rund- und Schauflüge auf dem neuen Halleschen Flugplatz. Im Hof der festlich geschmückten und abends beleuchteten Moritzburg konnten die Gäste in einer extra installierten Gartenanlage verweilen und musikalischen Darbietungen lauschen. Ein Reit- und Fahrturnier sowie ein Riesen-Prunkfeuerwerk gehörten auf der Rennbahn zu den Attraktionen. Dazu bildeten der Auto- und Radfahrerkorso in der Stadt, ein Blumenkorso auf der Saale und Illuminierung der Burg Giebichenstein den Höhepunkt am letzten Tag. Während der ganzen Woche zeigten Geschäftsleute und Firmen durch besonders schöne Auslagen in den Schaufenstern ihr Können und das Zusammenwirken von Stadt und dem Land. 
    Ganz sachlich und im modernen Duktus gestaltete Konrad Bieber (1895-1954) das anlässlich der Werbewoche gedruckte Plakat. Während die rote Fläche mit einer angedeuteten Fabrik-Silhouette die Stadt symbolisiert, steht das grüne breit und wellenförmige Band für das Land. Auf Programmheften und Eintrittskarten für Veranstaltungen fand das Motiv ebenfalls Verwendung.  Konrad Bieber stammte aus Halle. Schon als Malergeselle erhielt er 1913 auf der 22. Ausstellung von Gesellenstücken durch den Innungs-Ausschuss Halle einen Preis. Weiteres ist über sein Schaffen nicht bekannt.

     

    Der lange Weg eines Denkmals

    „Reil-Denkmal Kurallee“, ist eine Mappe mit Zeichnungen in den Sammlungen des Stadtarchivs beschriftet. In Akten des Stadtarchivs und Tageszeitungen konnte dazu Näheres ermittelt werden.
    Am 17. Juli 1915 wurde am Garten der Universitätskliniken, Ecke Magdeburger- und Krausenstraße, eine Bronzebüste auf Granitsockel zu Ehren des Arztes Johann Christian Reil enthüllt.  Neben Vertretern der Universität, dem Oberbürgermeister der Stadt Halle und weiteren Persönlichkeiten war auch der Künstler, Prof. Max Lange (1886-1947) anwesend. Der bekannte Bildhauer, Maler, Zeichner und Radierer schuf zahlreiche Porträtbüsten, Denk- und Grabmale, Medaillen und Plaketten. 
    Von der Idee zur Schaffung eines Denkmals anlässlich des 100. Todestages des berühmten Mediziners bis Aufstellung des Reil-Denkmals waren zwei Jahre vergangen. Schon im Januar 1913 hatte der Direktor des Pathologischen Instituts der Universität, Prof. Dr. Beneke, auf das anstehende Ereignis hingewiesen und eine entsprechende Anregung gegeben. Auch die Stadtverwaltung stellte nun fest, dass bisher nur ein schlichter verwitterter Stein auf seinem Grab zur Ehrung vorhanden sei. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte einen Zuschuss für die Errichtung, eine Einigung zum Standort kam aber zunächst nicht zustande. Einen Vorschlag zur Aufstellung am Hauptgebäude der Universität lehnte der Universitäts-Senat ab. Deshalb, so ist im Protokoll der Stadtverordnetensitzung vom 29. Juni 1914 nachzulesen, sei ein neuer Platz am Eingang von Bad Wittekind gewählt worden.
    Allerdings fand das Konzept von Prof. Lange nicht die Zustimmung des Magistrats. Das Hochbauamt übermittelte die Ideen der Stadt mit der Bitte um Zustimmung an den Künstler. Die von Stadtbaurat Jost angefertigten Schnitte und eine Skizze zur Anlage eines Reil-Denkmals in Bad Wittekind in der Kurallee vermitteln davon einen Eindruck. Danach sollte die auf einem Sockel befindliche Büste hinten von einer halbkreisförmigen, Stein-Pergola begrenzt und in den Eingangsbereich von Bad Wittekind eingebunden werden.
    Der Bildhauer lehnte jedoch eine Umarbeitung seines Entwurfs ab. Die städtischen Zeichnungen verschwanden in der Schublade. Schließlich kam Lange´s Plan unter Beibehaltung des bereits 1913 von Prof. Dr. Beneke vorgeschlagenen Standorts in der Magdeburger Straße zur Ausführung. 
    Ein Nachguss der während des II. Weltkrieges zur Metallspende eingeschmolzenen Büste fand schließlich im Mai 1947 in der Reilstraße, Ecke Mozartstraße seinen Platz.

    Quellen: StAH A 1.1.3 Kap. III Abt. Ca Nr. 85, 86
    General-Anzeiger für Halle und die Provinz Sachsen 18.01.1913, 19.07.1915; Saale-Zeitung 18.07.1915, Freiheit, 28.05.1947

    Dienst am Kunden! – Eine Fototasche der Firma Ballin & Rabe

    Decken Sie Ihren Reisebedarf bei uns – empfiehlt das „Photo-und Kino-Spezial-Haus Ballin & Rabe“ in den 1930er Jahren auf einer Fototasche. Zum Festhalten der schönsten Erlebnisse durfte ein Fotoapparat im Urlaub nicht fehlen. Mit einer großen Auswahl an Fotoapparaten, Filmen und Zubehör sowie einem besonderen Service galt “Ballin und Rabe“ als erste Adresse. Nach Rückkehr von der Reise konnte man am Bahnhofs-Vorplatz in einen der dort aufgestellten Einwurfkästen Fotoplatten und Filme einwerfen und die fertigen Bilder bereits am folgenden Tag in einem der drei Geschäfte abholen.
    Das 1911 gegründete Unternehmen befand sich in der Poststraße 14, heute Hansering /Ecke Karzerplan. In zwei Jahrzehnten entwickelte es sich zum größten Spezialhaus dieser Art in der Region. Große Schaufenster und die „durch elektrische Lampen erleuchtete, vornehm ausgeführte Reklame“ lockten potentielle Kunden an. 
    Weitere Filialen wurden in den 1920er Jahren am Reileck und am Riebeckplatz eröffnet. 50 Angestellte gehörten 1931 zum Unternehmen. Neben dem breiten Sortiment an Fotoapparaten jeder Größe und Konstruktion gehörten unentgeltliche Unterrichtskurse für Anfänger zum Angebot. „Platten und Filmstreifen werden schnellstens entwickelt und im ersten Stock sind besondere Vorführungsräume für Kino- und Projektionsapparate bereit.“, lobte weiterhin die Zeitschrift „Die Hausfrau“ 1929 in einem Beitrag.
    Zum Kundenkreis gehörten nun auch Behörden, Schulen, Kliniken, Krankenhäuser, Institute und Firmen der Industrie.
    1961 konnte das Fotohaus 50-jähriges Jubiläum feiern. Wenige Jahre später folgte das Aus. Wie der Inhaber Hermann Grimm in einer Zeitungsanzeige bekannt gab, musste er das Geschäft am 1. Oktober 1964 krankheitsbedingt an den PGH-Fotodienst übergeben. 

    Quellen:
    A 2.6 Abt. I Tit. 12 Kap. 5 Nr. 2 Bd. 30, Bl. 172
    Hallesche Hausfrau Nr. 8, 21. Nov. 1929
    Saale-Zeitung 31.01.1931; 31.01.1936
    Freiheit 01.10.1964

    Eine hohe Auszeichnung für die Stadt Halle

    Wirtschaftlicher Aufschwung und kultureller Aufbruch prägten die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Weltausstellungen spiegelten diesen Fortschritt und Zeitgeist im besonderen Maße.
    In Paris waren von April bis September 1900 über 76000 Aussteller bei dieser technischen und kunsthandwerklichen Leistungsschau vertreten. Auch Halle als prosperierender Industriestandort durfte nicht fehlen. Aus der Saalestadt präsentierten sich unter anderem der Fotograf Fritz Möller mit Bildern und einem Album mit physiognomischen Studien und die Wilhelm-Knapp-Verlagsbuchhandlung mit Zeitschriften und Werken aus dem Gebiet der Fotografie. Ihre neuesten Luxuswagen zeigte die Gottfried-Lindner-AG. Mit Bildern und Plänen seiner Abteilungen sowie Apparaten zur Bodenuntersuchung stellte sich das Landwirtschaftliche Institut der Universität Halle vor. Wie im Katalog der Aussteller unter Nr. 5026 vermerkt ist, konnten die Besucher in der Haupthalle des Landwirtschaftsgebäudes auf dem Marsfeld das Modell der Kläranlage für städtische Abwässer die Stadt Halle anschauen.
    Einer im Stadtarchiv aufbewahrten Akte ist dazu Folgendes zu entnehmen.  Bereits 1888 hatte die Stadt Halle ein aus Karton gefertigtes Modell einer Kläranlage an das „Hygienische Museum“ Berlin gesendet. Es war zunächst für die Weltausstellung in Paris 1900 im Gespräch, erwies sich aber wegen des Materials Karton und der Größe als nicht geeignet. 1899 beschloss der Magistrat zu Halle deshalb die Herstellung eines neuen Modells aus Holz. 
    Zum Ende der Weltausstellung gab eine Jury am 29. September 1900 im Industriepalast die Namen der Preisträger bekannt. Zu den für ihre Leistungen Geehrten gehörte auch die Stadt Halle.
    Doch erst 1 ½ Jahre später konnte der Magistrat postalisch ein Diplom für hervorragende Leistungen auf der Weltausstellung in Paris entgegennehmen. Die dazu gehörige Medaille sollte dann im November 1902 folgen. Für Ausstellungszwecke wurde die hier vorgestellte Nachprägung in Bronze angeschafft. Sie befindet sich jetzt in der Medaillensammlung des Stadtarchivs.
    Die Vorderseite zeigt im Profil den Kopf der Marianne als Nationalfigur der Französischen Republik sowie im Hintergrund die Stadtsilhouette von Paris. Auf der Rückseite versinnbildlicht die schwebende Victoria mit dem Jüngling auf ihrer Schulter Fortschritt und Kunsthandwerk. Unter ihnen ist das Ausstellungsgebäude, das "Grande Palais", abgebildet. Im unteren Randbereich benennt ein Feld mit Inschrift „Ville de Halle“ die Stadt Halle als Preisträgerin.

    Ein Denkmal für Max Maercker

    Am 24. Oktober 1905 hatte sich in der Mittagszeit trotz des regnerischen Wetters eine große Menschenmenge an der Ecke Kaiser- und Kronprinzenstraße (heute Willi-Lohmann-Straße und Schleiermacherstraße) versammelt. 
    In Anwesenheit hochrangiger Vertreter von Staat und Landwirtschaft sowie des Oberbürgermeisters Gustav Staude wurde im Außengelände der damaligen Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen ein Denkmal für den vier Jahre vorher verstorbenen Max Maercker (1842-1901) eingeweiht. Von seinen vielfältigen Verdiensten auf landwirtschaftlichem Gebiet sei hier nur sein Wirken in Halle herausgehoben.
    1871 war Max Maercker zum Leiter der „Versuchsstation des landwirtschaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachsen zu Halle-Saale“ berufen worden. Drei Jahrzehnte war er hier richtungsweisend tätig und konnte die Institution zu einer der bedeutendsten landwirtschaftlichen Forschungsstätten in Deutschland ausbauen. Zudem arbeitete er als außerordentlicher Professor für Agrikulturchemie und physiologische Chemie am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Halle. 
    In der Tagespresse wurde ausführlich über das Ereignis berichtet: “Der Platz vor dem Denkmal war mit frischem Sand bestreut … Rechts vom Denkmal hatten die Verwandten von Max Marcker Platz genommen. ... Links vom Denkmal stand der Sängerchor, und vor jenen hatten sich die Ehrengäste und Landwirte gruppiert. Der Vorsitzende des Bundes der Landwirte, Freiherr von Wangenheim, übergab das Denkmal an die Landwirtschaftskammer.“  Nach weiteren Reden:  „ … fiel die Leinwand, und  das Denkmal präsentierte sich  zu ersten Male in seiner Vollendung ...“  „Die Figur selbst, welche über 2,20 m hoch ist, steht auf einem Sockel von grauem schwedischen Granit, der sich außerordentlich schön gegen die rote Farbe des Mauerwerks des Gebäudes der Landwirtschaftskammer abhebt. Das Denkmal ist mit Sockel fast 5 m hoch …“ 
    Geschaffen wurde die Bronze-Skulptur von Reinhold Felderhoff (1865-1919), einem Schüler der bekannten Berliner Bildhauer Fritz Schaper und Reinhold Begas. 
    Zunächst nur aus der Ferne konnte Fritz Möller (1860-1923) die Einweihung im Bild festhalten. Später entstand eine weitere Aufnahme. Dem bekannten hallischen Fotografen verdanken wir neben Porträts und Aufnahmen von Gebäuden und Plätzen auch einige Lichtbilder von Ereignissen in der Stadt. 
    Das Denkmal fiel im 2. Weltkrieg der Kriegswirtschaft zum Opfer und wurde 1942 für die Metallspende eingeschmolzen.


    Quellen und Literatur:
    Saale-Zeitung, Nr. 501, 25.10.1905, S. 2 und 1. Beilage zu Nr. 501.
    Hall. Nachrichten Nr. 141, 19.06.1942, S. 3
    Ralf Jacob: Geschichte des Verwaltungsgebäudes Willy-Lohmann-Straße 7. In: Jahrbuch für hallische Stadtgeschichte 2016, S. 115-117. Halle 2016

     

     

    Von Mehl bis Magenbitter – Verpackungen der Warenhandlung Paul Kegel

    Im Januar 1925 starb Paul Kegel in Halle. Nur wenig lässt sich aus Zeitungsanzeigen, Adressbüchern und Akten zu seiner Biografie ablesen. Dazu sind drei in der Zeitgeschichtlichen Sammlung des Stadtarchivs aufbewahrte Tüten ein seltener Beleg für das Handelsunternehmen.
    Paul Kegel (1853-1925) stammte aus Hettstedt. Die Entwicklungsmöglichkeiten in der aufstrebenden Industriestadt werden sowohl seinen Bruder Julius als auch ihn nach Halle gelockt haben. Julius Kegel bot in Verkaufsstellen der „Böllberger Mehlniederlage“ Produkte der Böllberger Mühle an und führte seit 1882 ein Materialwaren-, Spirituosen- und Tabakhandlung, in der wohl auch Paul Kegel zunächst tätig war. Dann gingen die Brüder getrennte Wege. 1883 wurde er dann erstmals als selbständiger Kaufmann im Adressbuch vermerkt. Schon ein Jahr später informierte eine Zeitungsanzeige, dass er sein „Producten- und Colonialwaaren-Geschäft“ in die Bernburger Straße verlegt habe und nun unter eigener Firma weiterführen werde. 
    Diese nach Norden führende Ausfallstraße wurde gerade im Zuge der Stadterweiterung durch großstädtische Bauten umgestaltet und war mit der Straßenbahn gut erreichbar. 1883 ließ Paul Kegel hier sein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus (heute Nr. 27) errichten. In großen Schaufenstern konnte eine Vielzahl von Waren präsentiert werden. Einwohner des Mühlwegviertels werden hier Mehl- und Landesprodukte, Kolonial- und Tabakwaren sowie Spirituosen gekauft haben.  Auf das Angebot an Genussmitteln machten zudem die werbewirksam gestalteten Verpackungen aufmerksam. 
    Eine besondere Spezialität war ein selbst hergestellter Magenbitter, der mit dem Markennamen „Heilige Reiser“ 1896 im Warenverzeichnis des Deutschen Reiches eingetragen wurde. Der Name stand für die Heimatstadt des Kaufmanns. Bezeichnet doch das Tal der „Heiligen Reiser“ einen ehemaligen Steinbruch bei Hettstedt, das auch als "Grand Canyon" des Mansfelder Landes bekannt ist.
    Zum besonderen Service gehörte auch eine 1906 eingerichtete Kaffee-Rösterei mit Gasheizung und elektrischem Betrieb. Zudem konnte Paul Kegel durch Mitgliedschaft im „Rabatt-Spar-Verein“ seine Waren zu günstigeren Konditionen einkaufen und seinen Kunden zu moderaten Preisen anbieten. Nach seinem Tod übernahmen andere Kaufleute das Geschäft.
    Ein ganz anderes Sortiment wurde nach dem II. Weltkrieg in den Geschäftsräumen offeriert. 1950 öffnete ein Geschäft für Sport- und Wanderbedarf. Ebenso befand sich hier zunächst „Brohmers Eisdiele“ mit 50 Plätzen, bevor sie 1968 einige Häuser weiter in die Bernburger Straße 9 zog.


    Quellen und Literatur:
    StaH A 2.4 Nr. 978
    Adressbuch Halle
    Saale-Zeitung, 2. Beilage, 19.08.1884
    Freiheit, 10.11.1950
    Freiheit, 11.07.1959
    Warenzeichenblatt 1896, hrsg. vom Deutschen Patentamt, Klasse 16b, S. 940, Nr. 18970, München 1896

    Die Anbringung einer Normaluhr im Rathaus

    "Wie spät ist es?" - Armbanduhr, Computer- oder Handy- Anzeige ermöglichen heute schnelle, präzise Zeitangaben und eine  einheitliche Organisation unseres Tagesablaufs. Besonders am 31. Dezember verfolgen wir den Lauf der Uhrzeiger oder digitalen Zeitangaben, um den Übergang in das neue Jahr nicht zu verpassen.
    Vor 200 Jahren waren es vornehmlich die Glockenschläge der Kirch- und Turmuhren, nach denen sich die Menschen in Ermangelung privater Zeitmesser richteten. In der Innenstadt Halle waren die Uhren der Markt-, Moritz- und Ulrichskirche sowie des Turms am Leipziger Tor und des Roten Turms maßgebend.  Dabei galt die Uhr des Roten Turms als „Normaluhr“, nach der alle Turmuhren der Stadt gestellt werden sollten. Doch immer wieder klagten die Bürger wegen der verschiedenen und unrichtigen Zeitanzeigen der Stadtuhren. Und mehrere Bürger mahnten im Dezember 1844 die Anschaffung einer neuen Normalschlaguhr an, weil das bestehende Uhrwerk des Roten Turms unbrauchbar und eine Reparatur nutzlos sei.
    Eine im Stadtarchiv aufbewahrte Akte dokumentiert unter anderem die Verhandlungen zur Anschaffung einer Normaluhr. Danach unterbreitete der Stadtuhrmacher Johann Gottfried May im April 1855 dem Magistrat wiederholt das Angebot zur Herstellung einer solchen Uhr für das Rathaus. Eine erste, zwei Jahre zuvor vorgelegte Offerte war aus Geldmangel abgelehnt worden. Deshalb wollte May der Stadt „ein gediegenes“ von ihm neu konstruiertes Werk unentgeltlich liefern. Lediglich das große Zifferblatt und die Kosten zur Anbringung des Werkes sollte mit städtischen Mitteln finanziert werden.  

    Nach der Aufstellung des Uhrwerks am 22. März 1856 im Rathausturm zeigte May nach einigen Tagen den Abschluss der letzten Arbeiten an.
    Der Magistrat lobte wenig später in einer Bekanntmachung die „am 2. April über dem derzeitigen Polizei-Inspections-Zimmer auf dem Rathhause aufgestellten Normal-Uhr“ als „ebenso zeitgemäßes als nach dem Urtheil der Sachverständigen werthvolles Geschenk“.  

    Adresse:
    Stadtarchiv
    Rathausstraße 1
    06108 Halle (Saale)
    Telefon: +49 345 2213300
    Fax: +49 345 2213330

    Mo: 10:00 - 15:00 Uhr
    Di: 10:00 - 18:00 Uhr
    Mi: 10:00 - 18:00 Uhr
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