Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB)
Die Gesamtfläche der nachfolgend aufgeführten geschützten Landschaftsbestandteile beläuft sich auf rund 81 Hektar.
Der Schutz kann sich für den Bereich eines Landes oder für Teile des Landes auf den gesamten Bestand an Allee, einseitigen Baumreihen, Bäumen, Hecken oder anderen Landschaftsteilen erstrecken. In der Stadt Halle (Saale) ist der Anteil von Parks und parkähnlichen Anlagen an den Geschützen Landschaftsbestandteilen überdurchschnittlich hoch. GLB können innerhalb bebauter Ortsteile durch Satzung von der Gemeinde oder kreisfreien Stadt und für die übrigen Gebiete durch Verordnung der Naturschutzbehörde ausgewiesen werden. Für die zwei im Stadtgebiet von Halle (Saale) existierenden, nach Landeskulturgesetz der DDR vom 14. Mai 1970 ausgewiesenen Geschützten Parks besteht der Schutzstatus fort. Sie entsprechen inhaltlich den Geschützen Landschaftsbestandteilen.
Der Park Seeben, auch Seebener Busch genannt, ist ein historisch alter Waldbestand, der später in die Parkgestaltung des Gutshofes Seeben einbezogen wurde.
Er steht wie eine Altholzinsel am Rande von Ackerflächen mit einem Laubbaumbestand, der deutlich älter ist als in wirtschaftlich genutzten Wäldern.
Seine zahlreichen, sehr hohen und dickstämmigen Bäume (Rotbuche, Eiche, Esche u. a.), der große Anteil an Bruch- und Moderholz sowie liegengebliebene abgestorbene Bäume bilden ein naturnahes Gehölzbiotop, das in dieser Form auf dem Gebiet der Stadt einzigartig ist.
Zu den botanischen Besonderheiten zählen Zwerg-Lerchensporn, Zerstreutblütiges Vergissmeinnicht und Eichen-Lattich. Zwischen 2015 und 2017 wurden 44 Brutvogelarten hier gezählt.
Der Park Sagisdorf hat eine Größe von zirka 2 Hektar und befindet sich im Stadtteil Reideburg, zwischen der ehemaligen orthopädischen Klinik und der Äußeren Diemitzer Straße.
Früher war der Park dem Rehabilitationszentrum der Martin-Luther-Universität angeschlossen. Teilweise befinden sich immer noch bauliche Hinterlassenschaften von früheren Freizeitanlagen auf dem Gelände (z. B. Minigolfbahnen).
Der Park stellt einen Standort für eine artenreiche Kräuterflora und ein bedeutendes Brutbiotop für zahlreiche Vogelarten dar.
Ein wertvoller, alter, vorwiegend aus heimischen Gehölzen bestehender Laubbaumbestand mit waldähnlichem Charakter kennzeichnet den Park. Der alte Baumbestand bietet einen idealen Lebensraum für Vogelarten, die in toten Bäumen ihre Bruthöhlen anlegen.
Die sonnigen Lichtungen mit den Kräuterweisen und der kleine Teich ziehen eine vielfältige Fauna (z. B. Käfer, Schmetterlinge, Heuschrecken und Singvögel) an.
Bei dem geschützten Landschaftsbestandteil mit einer Fläche von zirka 2,50 Hektar handelt es sich um eine historische Parkanlage nördlich der Talstraße. Die Hallenser bezeichnen die Parkanlage auch mit dem Namen der ehemaligen Besitzer als "Kefersteinschen Garten".
Auf dem angrenzenden Gelände wurde 1714 eine Papiermühle gebaut. Zirka 600 Arbeiter verdienten dort ihr Lohn und Brot. Die Familie Keferstein kaufte 1718 die Papiermühle und legte zwischen Fabrik und Herrenhaus den berühmten Kefersteingarten an. In ihm standen Gewächshäuser, ein Orchideenhaus und ein Ananashaus. Seltene Bäume wie der Ginkgo, die Sumpfzypresse und der Geweihbaum waren hier zu finden.
Im Jahre 1940 wurde wegen massiver Proteste der Bürger gegen die extreme Luftverschmutzung die Fabrik geschlossen. Damit begann der Verfall der Gebäude und des Parks.
Bürgerhinweisen folgend fand man dort auch Überreste einer Grabstätte von Franzosen aus der Zeit der napoleonischen Kriege.
Der Park ist heute ein ornithologisch bedeutsamer Lebensraum. Der alte Holzbestand bietet einen idealen Nahrungs-, Brut- und Überwinterungshabitat für Insekten. Auf dem Boden findet man typische Pflanzenarten der Waldbiotope. Im Westen des Parks stößt man auf eine eingestürzte Natursteinmauer. In den Ritzen und Spalten siedelten sich Pflanzen der typischen Hochgebirgsvegetation (Mauervegetation) an.
Der Park befindet sich an der Merseburger Straße und umfasst eine Fläche von zirka 5600 Quadratmetern. Viele alte, vorwiegend heimische Laubbäume sind hier erhalten. Am Rande ergänzen Sträucher und Büsche den Baumbestand. Der Park der ehemaligen Halleschen Motorenwerke ist unter besonderen Schutz gestellt, da er den Vögeln, die mit den ökologischen Bedingungen der Großstadt zurechtkommen, einen wichtigen Lebensraum bietet. So findet man dort die Kohl- und die Blaumeise, die Amsel, die Ringeltaube, den Star und den Gartenrotschwanz.
Aber auch den Menschen bietet der Park als grüne Oase mitten in der Großstadt Erholung.
Das GLB liegt im Stadtteil Kanena und ist zirka 12 Hektar groß. Es handelt sich um eine Abraum-Halde, welche mit Pappeln aufgeforstet wurde. Das Haldengehölz bei Bruckdorf ist ein Beispiel für eine spontane Vegetationsentwicklung auf Braunkohleabraumhalden. Das Gebiet umfasst neben der Haldenaufschüttung ein südöstlich gelegenes Gewässer (Klärteich). Der Klärteich gehörte früher der Mitteldeutschen Braunkohlen AG (MIBRAG). Er musste 1993 von eingeschlämmter Asche beräumt werden.
Heute stellt das GLB ein bedeutendes Bruthabitat für eine Vielzahl von Vögeln dar und bietet ein Lebensraum für bedrohte Insekten und Pflanzen. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung des Gebietes als Biotop für seltene Mykorrhizapilze. Dabei handelt es sich um Pilze, die an den Wurzeln höherer Pflanzen zu finden sind. Die Pilze leben mit den Pflanzen in einer Form der Symbiose. Der Pilz ernährt sich von der Pflanze. Gleichzeitig schützt er die Pflanze vor Schwermetallen, da er die Schwermetallaufnahme hemmt.
Der geschützte Landschaftsbestandteil wurde 1995 durch Verordnung unter Schutz gestellt. Er liegt in der Gemarkung Giebichenstein und besteht aus zwei getrennten Porphyrhügeln. Die Fläche von 14,60 Hektar wird im Norden und Osten von zwei Gartenanlagen und im Süden durch den Landrain begrenzt. Auf der Kuppe des Kleinen Galgenberges ist freiliegendes Porphyrgestein sichtbar, welches von Gesteinen zerfurcht ist. Diese Furchen sind Zeugen der Eisgletscher aus Skandinavien, die während der Hauptvereisung der Saalekaltzeit vor 200.000 bis 165.000 Jahren bis südlich von Halle vordrangen.
Die zirka ein Quadratmeter große Fläche ist seit 1975 als Naturdenkmal ausgewiesen. Die Galgenberge zeichnen sich durch ausgedehnte Felsflure, Trocken- und Halbtrockenrasen sowie wärmeliebende Gebüschgesellschaften aus. Sie bilden einen Lebensraum für bedrohte wildwachsende Pflanzen, bedrohte Insektenarten wie Heuschrecken und Kleinsäuger wie Igel.
Der Goldberg hat eine Fläche von 16 Hektar und war ehemals eine Erhebung von 125 Metern über Normal Null. In der ehemaligen Sandgrube findet man spontan gewachsene Gehölzbestände, Röhrichte, Nasswiesen sowie Großseggenwiesen und auf Schuttboden entwickelter Halbtrockenrasen.
Am Nordostrand des Landschaftsbestandteiles befindet sich ein größeres Flachgewässer, welches von Schilfröhrichten, Strandsimsenried, Binsen- und Seggenbeständen umrandet wird. Der Goldberg stellt ein ideales Fortpflanzungsgebiet für bedrohte Amphibien- und Libellenarten dar. So findet man beispielsweise die Knoblauchkröte und die Keilflecklibelle dort. Bedrohten Vögeln und Kleinsäugern bietet das Gebiet Goldberg gute Entwicklungsmöglichkeiten. Durch Ausgrabungen entdeckte man, dass sich dort ein vorgeschichtlicher Begräbnisort befand. In den alten Gräbern vermuteten die Leute Schätze. Auf Grund dieser Überlieferungen, nannte man den Berg wahrscheinlich "Goldberg".
Das Gehölz bei Büschdorf ist zirka 1 Hektar groß und befindet sich im Osten von Halle (Saale), ungefähr 250 Meter von der Delitzscher Straße entfernt. Es gehört zu den wenigen Gehölzen im waldarmen Osten des Stadtgebietes, welches 1995 unter Schutz gestellt wurde. Nach der Bundesartenschutzverordnung geschützte Vogelarten nutzen das Gehölz als Lebensraum. Das GLB bietet eine Rückzugsmöglichkeit für Wild, Kleinsäuger
und Insekten.
Der Amtsgarten ist seit 1994 ein geschützter Landschaftsbestandteil der Stadt Halle (Saale). Die Parkanlage befindet sich zwischen der Burg Giebichenstein und den Klausbergen und ist zirka 5 Hektar groß. Den größten Teil des Parks bilden zwei extensiv genutzte Grünflächen. Hier stehen einzelne große alte Bäume. Zwischen der südlichen Grünfläche und dem Promenadenweg verläuft ein breiter Gehölzstreifen. Auf dem Hügel im Süden dominieren dichte Gebüsche. Beispielsweise findet man hier sehr stark vertreten den "Gemeinen Flieder".
Der Höhenunterschied zwischen den an der Saale liegenden Grünflächen und dem Hügel im Süden beträgt mehr als 20 Meter. Unterhalb des Hügels ist ein Ziergarten angelegt worden. Dort befindet sich eine Natursteinmauer, die weitgehend nicht verfugt ist. Diese Trockenmauer bietet einen idealen Lebensraum für Wildbienen, Moose und Flechten.
Ein zusammenhängender Baumbestand verleiht dem Garten einen waldartigen Charakter. Der Amtsgarten stellt ein bedeutendes Nist- und Nahrungshabitat für städtische Vögel dar.
Der Amselgrund und die Kreuzer Teiche bilden einen Biotopverbund aus einer wechselfeuchten Wiese, Porphyrhängen mit Felsfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen, Teichen, Schluchtwäldern, Gebüschgesellschaften und Trockenwaldresten. Der geschützte Landschaftsbestandteil hat eine Größe von zirka 12 Hektar und liegt im Stadtgebiet von Kröllwitz.
Er stellt besonders für Amphibien, Reptilien, Vögel und Schnecken einen besonders charakteristischen Lebensraum dar. So kann man hier die Knoblauchkröte oder die Erdkröte beim Laichen beobachten, eine Ringelnatter am Wegesrand vorbeiziehen sehen oder den Eisvogel auf der Jagd nach einer Fischmahlzeit fotografieren.
Das Gebiet rund um die Kreuzer Teiche wird sehr oft als Freilandlabor für Forschung, Lehre und Ausbildung genutzt. Der Auenbereich des Amselgrundes wird von einer wechselfeuchten, stark ruderalisierten Wiese geprägt, welche bis 1903 noch Sumpfland darstellte. Sie wurde 1904/05 vom Verschönerungsverein teilweise trockengelegt, damit man einen Weg von der Talstraße zur Fiebigerschlucht anlegen konnte. Heute ist von diesem Weg noch ein Trampelpfad übrig.
Die drei Kreuzer Teiche wurden bereits im 15. Jahrhundert vom Vorwerk Kreuz, einer großen Schäferei des Amtes Giebichenstein, zur Schafschwemme angelegt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Gewässer als Fischteiche genutzt. Der Deutsche Anglerverband gab aber um 1966 die Kreuzer Teiche wieder auf, da das Aufzuchtbecken für die eingesetzten Forellen in kürzester Zeit von Rowdies zerstört wurde.